Reisebericht

Tagesbericht vom 17.07.2010

Wir erwachen, gut ausgeruht, bei Sonnenschein. Kein Wunder: wir haben unweit einer sakralen Stätte übernachtet. Es ist ein heiliger Baum mit schamanistischen und buddhistischen Symbolen geschmückt (so steht es im Reiseführer). Die meisten Mongolen, die hier vorbeikommen, machen an dieser Stelle einen Zwischenhalt. Sie umschreiten die Stätte drei Mal und „opfern“ vor allem Süssigkeiten, wie Kleingebäck und Bonbons, aber auch Geld. Ich umkreise den Baum ebenfalls drei Mal und „opfere“ eine leere Weinflasche. Die Einheimischen selbst lassen oft eine leergetrunkene Wodkaflasche zurück. Ob das für Bobo und mich Sinn macht? Ich wage es zu bezweifeln. Aber wer weiss das schon. Und? Muss alles einen Sinn machen?

Wir treffen in Ich-Tamir ein. Diese Siedlung gleicht weniger einer Wildweststadt sondern vielmehr einer Geisterstadt. Geschäfte erkenne wir keine, Menschen sehen wir nur wenige.
Dank einem Eintrag von Bobo auf der digitalen Karte kommen wir zum Taikka Chuluu, einem zehn Meter hohen Granitfelsen, der mit Felszeichnungen von 6000 – 3000 v. Chr. versehen sein soll. Dieser Fels gilt als Mongolische Sehenswürdigkeit. Leider können wir vor lauter neuzeitlichen Inschriften keine Felszeichnungen erkennen.

Wir treffen in Zezerleg ein. Zezerleg ist seit Tosonzengel wieder eine der grösseren Siedlungen. Da es Samstag und schon gegen Abend ist, ist die Auswahl an frischen Lebensmitteln nicht mehr gross. Auf einem Brett im Freien bieten ein paar Frauen verschiedene Fleischstücke zum Kauf an. Wir kaufen ein Stück Lammfleisch. Mal sehen, was Bobo daraus zaubert.
Kurz nach Zezerleg sind wir müde und machen an Position Nord 47° 28' 3.3'' und Ost 101° 38' 44.1'' halt. (Die Position stimmt nicht ganz. Wir haben uns nach deren Eintrag nochmals um ein paar Meter verschoben, damit wir nicht direkt auf Kuh- oder sonstige Fladen treffen, wenn wir Sir James verlassen.)
Das Geheimnis um das Fleisch kann ich auch noch lüften: Bobo löst aus dem Stück die beiden Filets heraus. Diese sind für eine weitere Mahlzeit bestimmt. Aus dem Rest des Fleisches bereitet er Geschnetzeltes an einer feinen Tomatensauce zu. Als Beilage werden – wie könnte es anders sein – Spaghetti gereicht.
 
Die Beschreibung des Pisten- und/oder Strassenzustandes von heute richtet sich vor allem an jene Leser, die all unsere Einträge bis jetzt gelesen haben: Man nehme von jeder Beschreibung des Fahruntergrundes das Beste und das Schlechtest, füge noch etwas vom Regen aufgeweichte Sandpisten, sprich Schlitterpartien, und einen Sandsturm im Auto (wegen offenem Fenster) hinzu und man ist informiert. Dazu kommt es, weil wir, wie schon so oft, kaum auf das im Bau befindliche Strassentrassee dürfen. Die Götter allein wissen warum. Den „Strassenbau“ scheinen die Mongolen den Kasachen abgeschaut zu haben: die Piste (oder Strasse, wir wissen nicht, was es einmal werden soll) ist über -zig Kilometer im Bau, Maschinen stehen vereinzelt herum, doch gebaut, nein, gebaut wird nicht!

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