Reisebericht

Tagesbericht vom 22.08.2010

Ich kann die Leser beruhigen. Erstens haben wir das Nachtessen trotz der ungewohnten Speisen gut verdaut. Zweitens sind die Wetterfrösche in China nicht besser als jene in Europa. Gestern noch hiess es in den Nachrichten, die starken Regenfälle würden anhalten. Doch dem ist nicht so. Die Sonne scheint. Darüber sind wir natürlich froh.
Wir machen unsere Einkäufe und besichtigen eine Fussgängerstrasse, deren Gebäude nach altem Vorbild wieder neu aufgebaut worden sein sollen. Es reiht sich Kitsch an Kitsch. Wir kaufen trotzdem etwas: zwei CDs mit buddhistischer Musik. Mir gefallen diese Klänge, auch wenn ich sie nicht den ganzen Tag hören möchte.

Gegen Mittag verlassen wir die Stadt auf dem Express Highway (ohne Löcher) Richtung Jinan. Ab Dezhou fahren wir auf der als 'National Road' eingestuften Strasse weiter. Es erstaunt uns, wie gut diese Strasse ausgebaut ist, zwei Spuren in jede Fahrrichtung und erst noch richtungsgetrennt. Wir haben die Autobahn verlassen, weil wir heute frühzeitig einen Platz für unser Nachtlager finden möchten. Es wäre für einmal angenehm, noch bei Tageslicht die anfallenden Arbeiten erledigen, das Essen geniessen und etwas ausspannen zu könnten. Doch daraus wird voraussichtlich nichts. Es beginnt leicht zu regnen ... und hört auch wieder auf. Aber dann kommt es zweitens erst noch anders als man denkt: ungern entschliessen wir uns in Anbetracht des nassen Wetters aufs Campen ganz zu verzichten! Der Wasserstand der Bäche ist extrem hoch. Sollte es in der Nacht erneut stark regnen könnten die kleinen Lehmdämme brechen. Das umliegende Land würde überschwemmt, und wir eventuell damit. Auf ein solches Risiko wollen wir uns nicht einlassen.

Wie gewohnt reserviert Susanna daher von unterwegs dank der Verbindung zu einer Reiseagentur in Jinan das Hotel 'Hui Bao' an Position Nord 36° 39' 34.6''' und Ost 116° 59' 27.9'', wo wir um 18:05Uhr einchecken. Sir James erhält einen Fensterplatz. Er darf direkt vor der Glasfront der Hotellobby Platz nehmen.

Für das Nachtessen nehmen wir in einem nahen Restaurant Platz. Bobo hätte – so wie ich ihn kenne – am liebsten ein richtiges Steak bestellt. Aber das ist kein Essen für Chinesen. Bobo entscheidet sich für Lamm, ich für Rindfleisch. Bobo ergeht es mit dem Lamm ähnlich wie gestern mit dem Fisch. Das Lammfleisch wird mit allen Knochen, grösseren und ganz feinen serviert. Das macht das Essen mit Stäbchen nicht einfacher. Zum Glück ist es auch erlaubt, mit den Händen zu essen! Als Getränk bestellen wir Bier. Es wird uns in einem Isolierkrug gereicht, wie wir ihn von zu Hause für heisses Tee oder Kaffee kennen. Zur Sicherheit frage ich Susanna, ob das Bier auch kalt und nicht warm sei. Es ist kalt. Zurück im Hotel verfolgen wir die Nachrichten in Englischer Sprache im TV und legen uns dann schlafen.
 
Nachtrag: Gestern ist es bei mir spät geworden. Nachdem wir am Abend wieder zurück im Hotel waren, musste ich noch zahlreiche Fotos anschreiben und einen früheren Tagesbericht fertigstellen. Bobo ist dafür heute früh aufgestanden, um seine Berichte zu redigieren und unserem Webmaster zuzumailen. Ferien sind das keine, das möchte ich betonen. Und wenn man zu alledem noch von der Luftfeuchtigkeit tropfnass ist – ich kann den lieben Lesern sagen: es gibt Angenehmeres. Die Stimmung im Team ist trotzdem immer gut. Zudem werden wir entschädigt mit vielen neuen Eindrücken, Begegnungen und Erfahrungen, die wir nicht missen möchten!

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