Reisebericht

Tagesbericht vom 19.05.2008

Die Aussentemperatur nimmt zu. Sir James zeigt eine Aussentemperatur von bis 36° Celsius an. Bis anhin hat sich der Thermometer in den Bereichen zwischen 10° und 30° Celsius bewegt. Wir fahren gegen Süden. Von einer Höhe von ungefähr 2000 Metern über Meer geht es hinunter gegen den Persischen Golf auf 0 Meter über Meer. Ohne Klimaanlage wird es jetzt warm. Der Himmel ist bedeckt und trüb. Ein gleissendes Licht zwingt uns, die Augen halb zu schliessen. Die Bilder des 'Dessert Storms' ziehen an meinem geistigen Auge vorbei. Wir sind nicht weit von der Grenze zum Irak. Dieses Gebiet wurde von Saddam Hussein im Iran – Irak – Krieg beschlagnahmt und von den Iranern zurückerobert. Knapp eine Million Iraner und Iraker starben in diesem Krieg auf beiden Seiten. Und das alles wegen dem schwarzen Gold.
Die Gegend ist trostlos. Wüste. Die Strasse windet sich den Bächen entlang von einer Kurve zur anderen. Da es ausser dem Landweg und auf der Strasse scheinbar keine andere Alternative gibt, die Güter vom persischen Golf ins Landesinnere und umgekehrt zu transportieren, bilden sich Lastwagenkarawanen unbeschreiblicher Länge. Die Steigungen über die Pässe sind so steil, dass sich ein vollbepackter Lastwagen höchstens mit 10 Kilometern pro Stunde fortbewegen kann. Runter geht's auch nicht schneller, da einige Lastwagenfahrer Angst vor heissen Bremsen haben. Ein paar Verrückte versuchen immer wieder auf der nicht existierenden Mittelspur schneller vorwärts zu kommen, was zu bewegten Szenen führt. Aber Unfälle haben wir keine gesehen. Ausser den stillen Zeugen am Strassenrand, scheint sich der Verkehr mehr oder weniger unfallfrei fortzubewegen. Es könnte natürlich auch sein, dass die Aufräumarbeiten bei Unfällen ausnahmsweise rasch vor sich gehen.
Geplant war eigentlich die heutige Fahrt bis Ahvaz. Aber da es bis Ahvaz um 17:00 Uhr noch etwa 140 Kilometer sind, entscheiden wir uns in Andimeshk im Grand Hotel Bosorg, das Beste auf dem Platz (Position Nord 38° 26' 27.6'' und Ost 48° 21' 25.1'') abzusteigen. Aber was heisst „bestes Hotel“ schon in dieser Gegend. Es gibt eine Dusche, ein WC (aber erst nach der ersten Reklamation ein sauberes), ein Bett, das sauber aussieht, einen Spannteppich, den man besser nicht mit unbewaffneten Füssen betritt, usw.. Ein viel zu teures Zimmer mit wenig Gegenleistung.
Liseli entschliesst sich aus den letzten Tomaten und Gurken, die wir immer noch aus der Türkei mitschleppen, einen Salat nach unserem Geschmack anzufertigen. Mit Whisky und Oliven aus der Schweiz schmeckt es super. Später werden wir die Hotelküche testen. Es ist fast wie in Indien: am einen Tag Chicken mit Reis, am nächsten Tag Reis mit Chicken. Im Unterschied zu Indien gibt es hier: Lamm- oder Chickenkebab mit Reis oder Reis mit .... Wir hoffen immer noch auf bessere Zeiten.
Über das Fernsehen erfahren wir, dass gestern in der Wüste von Irak ein Sandsturm tobte. Das dürfte der Grund gewesen sein, dass auch im Iran nahe an der Grenze zum Irak alles in einem gleissenden Licht stand.

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