Reisebericht

Tagesbericht vom 01.06.2008

Wir haben in der freien Natur gut geschlafen. Keine Polizei, kein Militär und auch sonst niemand hat unsere Ruhe gestört. Wunderbar. Es war in der Türkei unsere erste Erfahrung mit „wild campen“. Ich muss gestehen: etwas mulmig war es uns gestern abend schon.
Bobo meint, er müsse früh aufstehen. Diese zusätzliche Zeit nutzen wir aus. Zuerst füllen wir aus dem Kanister iranischen Diesel in den Tank von Sir James um. Danach reinige ich das Sonnenpanel auf dem Dach von Sir James. Nun müssen sich die Sonnenstrahlen nicht mehr durch eine dicke Staubschicht mühen. Dies wirkt sich sofort auf den Ladestrom des Panels aus.
Wir fahren auf einer mit Löchern durchsetzten Strasse nach Ani, vorbei an türkisch-armenischen Siedlungen. Ani war schon 961 n.Chr. eine Hauptstadt. Es lag damals an einer wichtigen Handelsroute. Heute können auf einem riesigen Gelände die Überreste einer einmal 100'000 Einwohner zählenden Stätte bewundert werden. Vor allem die teilweise noch erhaltene Stadtmauer, und die Ruinen diverser Kirchen und Moscheen können wir bestaunen. Sogar die Reste einer Olivenpresse sind noch vorhanden. Zudem sehen wir unweit einen Wachturm des Armenischen Militärs. Ani liegt direkt an der Grenze zu Armenien, durch einen Flusslauf getrennt. Weiter geht die Fahrt durch einsame Gegend, vorbei an Bergen, die teilweise noch schneebedeckt sind zum Cildir Gölü, einem grossen See. Hier könnte man gut campen. Aber ich habe etwas besseres im Sinn. Gemäss dem Reiseführer gibt es unweit des Sees eine auf einem Felsvorsprung gebaute Burg mit dem Namen Teufelsburg. Sie liegt direkt an der Georgischen Grenze. Die Aussicht von dort soll, wieder gemäss Reiseführer, selbst abgebrühten Travellern feuchte Augen bereiten. Das wäre doch ein Plätzchen für uns zum übernachten. Beim dritten Anlauf finden wir den Weg zu dieser verlassenen Burg. Wir können sie auch in grosser Entfernung ausmachen. Leider müssen wir feststellen, dass es zu dieser Burg keine Zufahrt für Sir James gibt. Diese Sehenswürdigkeit kann nur zu Fuss erreicht werden. So fahren wir zurück zum See, wo wir ein idyllisches Plätzchen zum Ausruhen finden (Position Nord 41° 5' 5.9'' und Ost 43° 9' 13.2'' , rund 2000 Meter über Meer).
Während ich diesen Bericht schreibe, versucht Bobo die Pumpe, welches uns heisses Wasser ins Spülbecken befördern sollte, auszubauen. (Eine Ersatzpumpe haben wir dabei.) In Iran hatten wir nie heisses Wasser gebraucht und zurück in der Türkei mussten wir feststellen, dass vom Heisswassertank kein Wasser mehr bis zum Wasserhahn kommt. Der Ausbau der Pumpe misslingt leider. Der ganze Einbau von Sir James müsste ausgebaut werden, damit die Schrauben der Pumpe gelöst werden könnten. So muss ich inskünftig mit kaltem Wasser abwaschen. Oder, Bobo kocht mir speziell Abwaschwasser. Beides ist nicht weiter schlimm. Mit Verlusten muss man auf einer solchen Reise rechnen.

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