Reisebericht

Tagesbericht vom 24.04.2002

„Pannenfahrzeuge musst Du im Reisebericht erwähnen...“ sagt Bobo zu mir während er Richtung Beitbridge, Richtung Südafrikanische Grenze fährt. Folgsam wie ich bin, versuche ich nun auch einmal während der Fahrt zu schreiben. Allerdings einfach nur bis mir schlecht wird. Und das ist sehr gut möglich, denn die asphaltierte Strasse weist sehr viele Unebenheiten auf.

Die meisten Menschen gehen zu Fuss oder sitzen auf von Eseln oder Ochsen gezogenen Karren. Viele Autos verkehren nicht, und wir wissen jetzt auch warum. Zwar gibt es noch Treibstoff an den Tankstellen, aber er ist sehr teuer. Der Liter Diesel kostet umgerechnet ca. 2.20 CHF. Zahlreiche motorbetriebene Fahrzeuge, die wir sehen, sind Lastwagen, die mit irgend einer Panne am Fahrbahnrand stehen. Entlang der Strasse wird an Ständen sehr viel Kunsthandwerk angeboten: geschnitzte Tiere und Figuren aller Art von ganz klein bis zu über 2 Meter gross, Töpfe, Häkeldecken usw. usw. Wer das alles kaufen soll, ist uns schleierhaft. Touristen sieht man weit und breit keine. Wahrscheinlich kamen vor Jahren viele Ausländer auf dieser Strecke nach Great Zimbabwe und da haben die Einheimischen mit dem Verkauf ihrer Kunstwerke gute Geschäfte gemacht. Heute schnitzen und handwerkeln sie aus Gewohnheit, und weil sie keine andere Beschäftigung haben, weiter. Tragisch ist nur, dass keine Abnehmer mehr da sind. Dafür haben die Strassenschilder auf denen die nächste Ortschaft mit der Distanz angegeben sind, Abnehmer gefunden; die meisten sind nämlich nicht mehr vorhanden, nur noch die leere Halterung ist da. Sir James darf übrigens frisch gewaschen nach Südafrika: heute morgen, noch auf dem Camping, kommt ein Angestellter der Lodge und befreit Sir James, ohne ein Wort zu sagen, mit Wasserschlauch und Lumpen vom ‚Savuti-Dreck'. So verdient er sich ein paar zusätzliche Zimbabwerische Dollars. Für die Arbeitsweise bezeichnend verschwindet der Waschmann, sobald er das Geld in der Hand hat. Die letzten Stellen sind noch nicht fertig geputzt und der Wasserschlauch bleibt unter dem Auto liegen! Wie uns der schwarze Koch gestern Abend noch beim ausgezeichneten, nicht gerade günstigen Nachtessen, im Lodg-Restaurant erzählt, hat er vor Jahren als Hilfsangestellter, als es erst eine Hütte gab, an diesem Ort angefangen; heute gehört ihm dieses kleine Paradies mit Restaurant, Bar, einem kleinen Swimmingpool, 6 Lodges und dem Camping. Der Weisse im Büro sei der Manager. Nachdem wir die aufliegenden Prospekte etwas studiert haben, vermuten wir, dass die Lodge ursprünglich dem Weissen, dem heutigen Manager, gehört hat. Dieser den Komplex jedoch wegen der zunehmenden Enteignung von Eigentum der weissen Minderheit in Zimbabwe, seinem besten schwarzen Angestellten übertragen hat (siehe ‚Lex Furgler').
Den Grenzübertritt von Zimbabwe nach Südafrika in Beitbridge schaffen wir problemlos. Langsam sind wir uns an das unverständliche, immer fast gleiche, in den Details aber andersverlaufende Prozedere gewöhnt. Zum x-ten Mal setzen wir in irgend ein Formular unsere Personalien ein, geben als Bestimmungsort irgend eine Hoteladresse an, und unter der Rubrik ‚money declaration' schreiben wir lediglich das Wort ‚VISA' . Das einzige was immer klappt und immer gleich ist, ist das Abstempeln des Carnet de Passage für Sir James. Was mit all den von uns an den vielen Grenzübertritten ausgefüllten Zetteln geschieht, werden wir wohl nie erfahren. Wahrscheinlich weiss das auch gar niemand. Manchmal müssen wir auch Formulare ausfüllen, und niemand will später diese wichtigen Dokumente sehen. Zudem: bei unserer erstmaligen Einreise nach Südafrika anfangs März (zur Erinnerung: wir kamen mit dem Flugzeug von Ghana) erhielten wir ein kostenloses Touristenvisum, gültig bis 2. Juni 2002; bei der heutigen Einreise erhielten wir ein neues Visum (warum?) gültig bis Ende Mai 2002. Uns ist das egal, wir wollen sowieso bald nach Indien. Dies ist auch der Grund, weshalb wir wieder einmal unseren lieben Edy von P&O Nedlloyd anrufen, um uns wegen der Verschiffung von Sir James nach Bombay zu erkundigen. – Wie könnte es auch anders sein: Edy ist immer noch gleich kompliziert, oder vielleicht noch komplizierter? wie vor einigen Wochen: er sieht nur Probleme. Wir werden ihn morgen wieder anrufen, dann sieht er hoffentlich etwas klarer.
Unterdessen fahren wir schnell in Messina, allerdings nicht im italienischen, vorbei und heben für heute das Hubdach auf dem Camping von Louis Trichardt an Position Süd 23° 2' 22“ Ost 29° 54' 59.8“ an.

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