Reisebericht

Tagesbericht vom 29.04.2002

Nun sitzen wir wieder in einer Toyota Garage. Diesmal in derjenigen von Rustenburg. Sie hat die Aufgabe, die 5 Radbolzen am hinteren, linken Rad zu ersetzen resp. die fehlende 5-te zu ergänzen. 3 Stunden soll das dauern. Die anderen Anliegen, wie das Auswuchten des Reserverades, die Spur einstellen und das Auswechseln der Windschutzscheibe sparen wir für die Zukunft auf. Wichtig ist vorerst einmal, dass das Hinterrad hält. Wie schön ist es doch in der unzivilisierten Welt, wo man vor die Garage fahren kann und sofort jemand Zeit hat, etwas zu tun. Aber eben, wir sind im Herzen von Südafrika, welches zur zivilisierten Welt gehört. Ohne Voranmeldung ist es schwierig. Alles braucht viel Zeit.
Ist doch schön, wie die Zeit schafft. Nach 2 Stunden warten, meint der Monteur in der Toyota Garage, dass nur 3 Nuts and Bolts an Lager seien. Besser 5 Radschrauben am Rad, wenn auch zwei alte und leicht verwurstelte, als nur 4 verwurstelte. Das Dumme ist, das wir jedes mal die Arbeit mehrerer Stunden bezahlen müssen. Aber im nächsten Service, so hoffe ich, findet auch diese Story ein Ende.

32'000 Rand oder 5'000 CHF eine stolze Summe. Und das für eine Nacht. Wo? In der African Suite, in ‚The Palace' dem Zauberschloss von Sun City. Nein, nein, nicht wir, die anderen zahlen soviel. Wir haben nur den Eintritt bezahlt, den ‚Lost City Golf Course' angeschaut, endlich wieder einmal italienisch gegessen und einen echten Espresso genossen. Fantastisch, was in dem kleinen Talkessel von Sun City alles gebaut wurde: eine zauberhafte Märchen- und Spielwelt. Geld scheint beim Bau dieses Imperiums keine Rolle gespielt zu haben. Disney Land oder World wirkt in der Erinnerung direkt bescheiden gegenüber diesen wirklich zauberhaft gestalteten Anlagen, Bauten und Skulpturen. Jedes Detail stimmt, sogar der Sun City Kugelschreiber: ein geschnitzter Elefantenzahn mit einer eingepassten Kugelschreibermine (natürlich aus Kunststoff). Sun City – uns erscheint es wie ein Denkmal der Apartheid. Vielleicht wird es in 100 Jahren von den Schwarzen in ein Museum umgewandelt Es kommt uns so vor, als ob die Holländer in den letzten Tagen der Apartheid einen Versuch gestartet haben, noch Weltgeschichte zu schreiben.

Wir sind froh, diesen Abstecher nach Sun City gemacht zu haben. Diesen Luxus diesen Prunk, diese Übertreibung, muss man gesehen haben, sonst glaubt man nicht, dass diese Oase in Afrika Wirklichkeit ist.

Jetzt fahren wir wieder zurück nach Pretoria in Richtung Durban, denn unsere Tage in Afrika sind langsam an einer Hand abzuzählen. Die riesigen Blechhüttendörfer entlang den vielen Abbaugebieten fallen einem nach dem Besuch von Sun City erst recht auf. Gold-, Platin-, Diamanten- und weitere Minen wechseln sich ab. Meist sind die Minen an den riesigen Abbaubergen und den dazugehörigen Fabrikanlagen von weitem zu erkennen. In der Nähe der Minen gibt es jeweils Blechhüttensiedlungen, wahrscheinlich die Behausungen der Bergbauarbeiter. Auf der Strasse sehen wir ab und zu ein gepanzertes Fahrzeug: welche Schätze werden wohl transportiert?
Hoffentlich hält er – der Damm, denn wir haben Sir James direkt unter der Staumauer auf dem Camping von Witbank Dam an Position Süd 25° 53' 31.3“ und Ost 29° 18' 16.2“ geparkt. Als wir ankommen, ist es schon wieder einmal dunkel und wir haben (d.h. ich, Liseli, bin gefahren) eine kleine Irrfahrt hinter uns. Nach Pretoria wollten wir nicht Richtung Johannesburg fahren, da wir gerade bei Dunkelheit in dieser von Horror Stories umgebenen Stadt angekommen wären. Deshalb ziehen wir einen Umweg in östlicher Richtung vor. Gemäss unserem Caravanführer und der Ausschilderung an der Autobahn, gibt es einen Camping ca. 10 Kilometer von der Autobahnausfahrt entfernt. Da es bereits dunkel ist, sind wir froh, endlich am Tor des Campings anzukommen. Wir trauen unseren Augen nicht. Was steht da in grossen Lettern? „Closed on the 29th of April“.Und was ist heute für ein Tag? Genau, der 29. April. Also wenden wir, fahren wieder zurück auf die Autobahn. Wohin nun? Bobo lotst mich nach Witbank. Auch dort soll es einen Camping geben. Plötzlich stehen wir vor einem verschlossenen Tor eines Fabrikareals. Die Strasse hört hier einfach auf. Nun sind wir schon wieder falsch. Aber halt, da sitzt doch jemand im Wachhäuschen. Ich möchte den Wächter nach dem Weg zum nächsten Camping fragen. Doch der zückt einen Bogen Papier und beginnt, diesen auszufüllen. Kaum zu glauben – wir sind auf einem Camping gelandet.

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