Reisebericht

Tagesbericht vom 10.07.2002

Nach dem Regen scheint die Sonne; auf ein Tief folgt ein Hoch. Am Morgen um 06:00 Uhr weckt uns bereits das Telefon. Aus der Schweiz mit Lokalzeit 15:00 ruft uns die Winterthur Versicherungsgesellschaft an. Sie reagiert damit auf unser E-Mail von gestern Abend. Die Versicherungsgesellschaft, die unseren Sir James versichern kann, heisst ‚American International Underwriter (AIU)' mit Sitz in Delaware. Wir erhalten die Telefonnummer, so dass wir die Gesellschaft anrufen können. Vielen Dank ‚Winterthur'.
Da es an der Ostküste bereits 09:00 Uhr ist, ruft Liseli gleich an. Ja, sie können uns versichern (resp. Sir James), wir bräuchten nur die Formulare, die sie uns an unser ‚Best Western Hotel' senden werden, ausgefüllt zurückzuschicken. Nach einem kurzen Nickerchen, um uns von diesem Stress zu erholen, gehen wir in die Hotellobby, denn der Fax ist unterdessen eingetroffen. Das Ausfüllen der Formulare mit den vielen unnötigen Fragen ist rasch gemacht, so dass wir alles wiederum zurückfaxen können. Innerhalb von 48 Stunden sollte die Versicherung perfekt sein.
Dies war der erste Höhepunkt von heute. Darum genehmigen wir uns erst einmal einen Espresso in der neben dem Hotel gelegenen Kaffeebar. Schwieriger wird es mit dem Verzollen von Sir James. Niemand weiss, wie das in den USA geschehen soll. Nach unseren Informationen sollte es überhaupt keine Hindernisse geben. Aber da niemand genau weiss, wie dieses Geschäft erledigt wird, tauchen unendlich viele Fragen auf: Ist Sir James US-Abgas konform? Muss Sir James verzollt werden? Gehören die eingebauten Dinger zu Sir James oder ist die Sonderausstattung separat zu verzollen? Und... und... und... Die Telefonate scheinen nicht mehr aufzuhören. Immer, wenn wir beschliessen, das Hotelzimmer zu verlassen, um Golf spielen zu gehen, klingelt das Telefon. Und, obwohl wir immer wieder erwähnen, dass wir viel Zeit haben und lieber die Fragen an Ort und Stelle beantworten würden, werden wir dazu verbannt, im Hotelzimmer zu bleiben und auf Rückrufe zu warten.
Endlich um 15:30 Uhr ruft Jung an und teilt uns mit, dass das Carnet de Passage von den amerikanischen Behörden nicht akzeptiert werde. (Das ist uns nicht neu. Neu ist aber, dass die temporäre Einfuhr von Sir James schwierig sein soll. Das Carnet soll als Beweis dienen, dass wir Sir James wieder exportieren werden. Wie sonst könnten wir dies nachweisen?) Er bittet uns in sein Büro zu kommen, um ein paar Formulare auszufüllen. Zuerst scheint uns die Beantwortung der verschiedensten Fragen ein fast unmögliches Unterfangen zu sein. Nach einer Einarbeitungszeit sehen wir klarer. Unter den 50 Varianten, die zum ankreuzen zur Verfügung stehen, ist auch unsere darunter: ‚imported by nonresident for personal use by an individual for a period up to a year'. Schade, dass dieser Punkt erst am Ende der Liste steht, nachdem wir all die technischen Anforderungen für den Import von Maschinen aller Art gelesen haben. Mit viel Geduld kämpfen wir uns durch den Formularberg durch. Müssen die zwei oder drei Biere, die sich noch im Sir James befinden, als ‚Alkoholische Getränke' deklariert und verzollt werden oder nicht? Wir beschliessen alles mit ‚Nein' zu beantworten.
Um 18:00 Uhr sind die Formulare aus unserer Sicht ausgefüllt. Wir fahren wieder ins Hotel zurück. Da die Mägen zu knurren beginnen, versuchen wir sie zu beruhigen und besuchen unterwegs ‚Sizzler's Steak House'. Bei Bud, Steak und Salat geht es allen fast wieder gut. Wir fragen uns: ‚Was wird der morgige Tag wohl bringen'? Liseli vertieft sich in die Papierberge und versucht herauszufinden, wo der nächste gordische Knoten versteckt sein könnte. Langsam aber sicher ist uns das Restaurantessen verleidet. Wir freuen uns endlich wieder einmal etwas essen zu können, das unserem Geschmack entspricht. Aber eben, dafür brauchen wir Sir James, der unterdessen im Hafen von San Pedro angekommen sein soll. Sogar ein Tag früher als geplant. Und das Hafenpersonal scheint auch nicht zu streiken. Aber noch ist lange nicht alles überstanden.
Wie macht man in den USA aus Travelers Cheques, ohne Kommission zahlen zu müssen, Bargeld? Man geht zu ‚Vons', kauft für 3.55 Dollar Tomatensaft (Liseli soll wegen ihrer Blasenentzündung viel trinken), bezahlt mit einem 100$ Travelers Cheque und bekommt das Rückgeld bar ausbezahlt. Dies kann in anderen Geschäften beliebig oft wiederholt werden. Bald haben wir so unsere Dollars beisammen, damit wir den Agenten bar bezahlen können.

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