Reisebericht

Tagesbericht vom 18.07.2002

Heute haben wir nochmals Glück (sogar der Wecker funktioniert richtig und klingelt um 6:30 Uhr!) Das Telefon im Hotel ist total ausgestiegen. Glücklicherweise haben wir keine Telefone mehr zu erledigen und erwarten auch keine Anrufe. Wegen der Telefonpannen streicht das Fräulein am Empfang die Kosten einiger unserer Telefonate. Zudem wird uns auch für das Wochenende nur der Wochen-Sonderpreis in Rechnung gestellt.
Und da staunen sie, die Service Manager von Toyota in Torrance. So ein Fahrzeug haben sie noch nie gesehen. „A Diesel engine?” „We have to look, if we have such parts in stock” meint Sean R. Smith, der unseren Sir James in Empfang nimmt. In den USA gibt es scheinbar keine Toyotas mit Dieselmotoren. Gary Taylor bewundert Sir James von allen Seiten: “I have never seen such a car”. Warum ich Sean und Gary mit ihrem Namen nenne? Sie möchten unbedingt in unserer Homepage erwähnt werden. Dies obwohl beide kein Deutsch verstehen. Auch im Autoland USA fällt unser Sir James auf! Und kaum drehen wir den Rücken, ist Sir James von den Angestellten der Toyotagarage umringt.
Auch das ist eine neue Erfahrung. In den USA bringt man das Fahrzeug ohne Voranmeldung zur Garage. Das Fahrzeug wird in die Servicequeue gestellt, welche von 07:00 Uhr bis 20:00 Uhr Autos entgegennimmt. Die Service Manager nehmen das Auto in Empfang. Daraufhin werken die Servicebeauftragten am Fahrzeug, während der Kunde in der Wartehalle Kaffee drinkt, ein Golfturnier am Fernseher verfolgt oder sonstige Tätigkeiten vollbringt.
Anscheinend haben wir unser Glück für heute aufgebraucht. Sean findet keine Stossdämpfer für unseren Sir James. Zudem müssen wir ihm die von uns als Ersatzteil mitgeführten Öl- und Luftfilter geben. Sean hat verschiedentlich rumtelefoniert, aber er findet nirgends Angaben zu unserem HZJ 78. Er drückt uns eine 800-er Nummer (toll free) in die Hand. Dies sei die Nummer für den Toyota Customer Service. Vielleicht könnten die uns weiterhelfen. Er habe keine Zeit zu warten, bis die Angestellten von dieser Servicestelle das Telefon abnehmen würden. Nachdem sich Liseli wieder beruhigt hat (sie meint, sie sei der Kunde) stellt sie diese Nummer ein. Tatsächlich: auf der anderen Seite läutet es 10 Minuten, immer wieder unterbrochen von ein paar netten Sprüchen ab Tonband, bis endlich ein Herr ans Telefon kommt. Nein, da könne er uns auch nicht weiterhelfen. Dieses Modell würde in Amerika nicht geführt. Daher habe er keine Angaben. Wir müssten uns in der Schweiz erkundigen. Unterdessen ist es 12:00 Uhr. Wir wollen Sean diese Auskunft weiterleiten. Aber er hat anscheinend Hunger verspürt und ist bis 13:00 Uhr im Mittag. Sir James steht immer noch auf dem Parkplatz. Seit 08:00 Uhr in der Früh hat niemand an ihm rumgewerkt. Wir sitzen immer noch in der Wartehalle. Kaffee haben wir zur Genüge getrunken. Die Kaffeekanne ist unterdessen leer und es gibt niemanden, der neuen machen würde. Auch die Übertragung vom Golfturnier ist längst vorbei. In ihrer Verzweiflung ruft Liseli Herrn Belser von der Toyota Garage in Frauenfeld an. Sie erreicht ihn auf seinem Handy. Er ist immer noch im Büro, obwohl es in der Schweiz bereits 20:00 Uhr ist. Herr Belser wird verschiedene Abklärungen treffen. Wir dürfen ihn um Mitternacht, dann ist es in der Schweiz 09:00 Uhr, wieder anrufen. Eventuell wird er die Stossdämpfer per Kurier in eine Toyota Garage nach Vancouver schicken. So müssten wir nicht noch mehr Tage untätig in Los Angeles verbringen. Unterdessen konsultiere ich die von uns mitgeschleppten Werkstatthandbücher, ob ich nähere Angaben über die Stossdämpfer finde. In den Werkstatthandbücher steht aber nur, wie man diese Dinger ein- und ausbaut und nicht, wie man sie beschafft.
Ja – wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben! Wir sind hier in Los Angeles um eine amerikanische Erkenntnis reicher geworden: Kundenservice wird überall gross angepriesen. An Sprüchen auf Plakaten und sonstigen Werbemitteln fehlt es nicht. Wenn es aber zu Tat kommt, und es vielleicht noch gilt, nicht ganz alltägliche Probleme zu lösen, dann ist es vorbei mit dem Kundenservice.
Auf dem Campingplatz an der Position Nord 33° 48' 32“ und West 118° 17' 20“ steht unser Sir James. Der Camping Platz gehört zur ‚Hotel 6' – Gruppe und liegt in der Mitte von Harbor City. Spass bei Seite: wir hängen. Diesmal bei Toyota. Es ist bereits 19:00 Uhr. Da wir die Letzten sind, welche die Garage verlassen, wissen wir nicht genau, ob auch alle Öle aufgefüllt sind, denn wir können niemanden mehr fragen, da niemand mehr da ist. Und so fahren wir unseren Sir James aus der Werkstatt, nachdem wir eine satte Rechnung bezahlt haben, auf der steht, dass die meisten Arbeiten während den letzten neun Stunden nicht ausgeführt wurden. Aber eine Adresse haben wir noch erhalten. Es ist die Adresse eines ‚Shock, Balance, Tyre Service' der unsere Probleme mit der Aufhängung lösen und die Räder auswuchten könnte?! Aber da es bereits nach 17:00 Uhr ist, ist dieser Laden auch geschlossen. Es bleibt uns nichts anderes übrig als ein Hotel zu suchen. Morgen ist auch ein Tag. Liseli meint, dass es morgen wahrscheinlich gesteigert zugehen werde: Zuerst demontieren sie die Räder und die Stossdämpfer. Um 17:00 Uhr stellen sie dann fest, dass sie nichts reparieren können und gehen nach Hause. Um 19:00 Uhr haben wir unsere Aufgabe dann auch gelöst: das Zusammensetzen der demontierten Teile. We will see. A new day means new experiences.
Zwei neue Erkenntnisse haben wir bereits: a) Sprengringfelgen sollen in Amerika verboten sein, weshalb solche Räder bei Toyota auch nicht ausgewuchtet werden. b) die Ersatzteilnummer der Stossdämpfer kenne wir unterdessen auch: sie sind auf den Stossdämpfern eingraviert. Und der Servicechef Sean ist so nett – nachdem er den ganzen Tag vergeblich nach dieser Nummer gesucht hat – und lässt sie unter der Rubrik ‚nicht ausgeführte Arbeiten' auf die Rechnung schreiben!!
Gut, hat Sir James noch ein paar Castle Biere aus Südafrika in seinem Bauch, so dass sie jetzt den Bauch wechseln können! Gute Nacht.

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