Reisebericht

Tagesbericht vom 17.08.2002

12.15 Uhr: wir sind wieder südlich des nördlichen Wendekreises! Aber das Wetter scheint dies nicht zu beeindrucken: es schifft unaufhörlich, dort wie hier. Kaum zu glauben, dass diese Gegend trockenes Klima haben soll. Die jährliche Niederschlagsmenge in Form von Regen oder Schnee soll nur etwa 30 cm betragen. Wahrscheinlich kommt jetzt alles auf einmal.Die Sicht ist schlecht. Alles ist voll Schlamm.

Wir fahren, da es keine andere Möglichkeit gibt, den gleichen Weg nach Dawson City zurück, wie wir schon vor drei Tagen hingefahren sind. Dies gibt mir die Gelegenheit, einige allgemeine Eindrücke von dieser Strecke, dem Dempster Highway (Dawson Citiy – Inuvik) zu beschreiben: Den Namen hat der Highway in Erinnerung an Sergant Dempster, der im Winter von 1910/1911 losgesandt worden war, um die ‚Lost Patrol' zu suchen, eine Patroullie, die auf ihrem Weg nach Inuvik verschollen war. Zu jener Zeit war die Strecke lediglich ein Schlittenhundweg. Erst 1979 wurde die 741 Kilometer lange Schotterstrasse als durchgehende Verbindung (mit zwei Fährverbindungen im Sommer, Eisbrücken im Winter) dem Verkehr übergeben. Man muss sich das vorstellen: 741 Kilometer entsprechen etwa der Strecke St. Margethen – Genf, hin und zurück, alles Schotterstrasse, mit vielen Löchern und Schlamm, durch kaum besiedeltes Gebiet! Verkehr ist ein bisschen übertrieben gesagt. Pro Tag begegnen wir durchschnittlich 20 anderen Fahrzeugen. Die meist amerikanischen Touristen mit ihren riesigen Wohnmobilen bleiben dieser Strecke zu Recht fern. Aber einige Velofahrer haben diesen Abschnitt als besondere Herausforderung unter die Räder genommen. Bei diesen Wetter- und Strassenverhältnissen muss dies ein ganz spezielles Vergnügen sein! Verteilt auf die 741 Kilometer gibt es lediglich fünf Campingmöglichkeiten.

Zwischenbemerkung: Jetzt schneit es doch tatsächlich! Die armen Velofahrer!
Nur bei Kilometer 369, ‚half way point' befindet sich ein bescheidenes, Skihütten ähnliches Hotel, zudem eine Garage mit ‚basic services'. Wir genehmigen uns einen Kaffee. Und weiter geht die Schlammschlacht.
Da Sir James endgültig verdunkelt, verschlammt, zugedeckt ist, gehen wir an Position Nord 64° 2' 26“ und West 139° 23' 46.3“ vor ‚Dawson City' schlafen. Eine neue CD gibt es noch: ‚Dawson City Dan's – Piano Ragtime Greats'. Dies fördert hoffentlich die Verdauung, denn die Carbonara Nüdeli waren gut, aber liegen schwer auf!

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