Reisebericht

Tagesbericht vom 21.08.2002

„Du di de du di de duh deh “ tönt Beethovens ‚Pastorale' aus den Lautsprechern. Das scheint für den heutigen Tag der freundliche Sound zu sein. Denn die äussere Melodie „tropf, tropf, tropf“ macht einen sehr eintönigen Eindruck auf uns. Aber wenn Sir James eine Dusche bekommt, dann nehmen wir auch eine, denn irgendetwas beisst am Kopf. Diese sinnigen Worte stammen noch von Bobo. Er schreibt sie vor Antritt der Weitereise. Heute ist sein Fahr- und mein Beifahrer- und somit eigentlich mein Schreibtag. Lieber wäre mir schon, Bobo könnte auch während der Fahrt schreiben, denn er ist ein Talent, wenn es darum geht, etwas zu schreiben obwohl es gar nichts zu berichten gibt. Aber was kreuzt da die Strasse: eine ganze Herde Caribous. Leider halten sich die Bären immer noch im Hintergrund. Abwechslung bringen vor allem die Schilder an der Strasse. Nebst den Hinweisen für die nächste Lodge oder den nächsten Campingplatz gibt es Warnschilder wie: ‚Caribou on Highway', ‚Watch for Snowplow' ‚Loose Gravel Patches', ‚Deep Flying Aircrafts', ‚Very Dangerous Curve', ‚Report Wildfires'.

Nach etwas mehr als drei Stunden Fahrt durch immer fast gleiche Landschaft treffen wir – der Regen hat unterdessen aufgehört – in Fort Nelson ein. Seit mehreren hundert Kilometern die erste grössere Siedlung mit ein paar tausend Einwohnern. Selbstverständlich nehmen wir die Gelegenheit wahr, um uns mit Proviant einzudecken und Sir James aufzutanken. Obwohl sich der Himmel immer noch von seiner grauen Seite zeigt, ist es bedeutend wärmer geworden. Unser Aussenthermometer zeigt bereits neunzehn Grad Celsius an. Und schon fahren wir wieder weiter. Die Strasse steigt erneut an, das Thermometer fällt auf dreizehn Grad Celsius. Schnüff, schnüff (wieso es für den Geschmacksinn keine besseren Worte gibt, weiss ich auch nicht), was riecht denn da nach faulen Eiern? Hat Sir James wiedereinmal..., nein, das müsste nach Diesel riechen! Ah, eine neue Tafelserie erscheint am Strassenrand. Es wird vor ‚Gas' gewarnt. ‚No stopping' heisst es ‚dangerous gas'. Es riecht unangenehm nach Gas. In dieser Gegend wird nebst Erdöl auch Erdgas gefördert. Abseits der Strasse sehen wir Gasförderanlagen.
Irgendwie fahren wir heute in die falsche Richtung: Schaue ich in den Rückspiegel, sehe ich blauen Himmel. Vor uns ist es wie schon den ganzen Tag grau in grau. Manchmal fallen vereinzelt Regentropfen. Sollen wir umkehren? An der Umgebung würde sich nichts ändern, aber vielleicht am Wetter. So oder so, wir landen in Charlie Lake in Beatton Provincial Park an Position Nord 56° 18' 32.1“ und West 121° 0' 8.3“ vor dem Fort St. John und geniessen den frisch erstandenen Wein aus Fort Nelson (der Wein kommt aus Chile!).

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