Tagesbericht vom 09.07.2010
Noch gestern Abend nahm der Verkehr in einer Richtung wahrnehmbar zu, Personenwagen, Lastwagen mit zahlreichen Personen auf der Ladefläche, Reiter.
Heute Morgen scheint sich der ganze „Verkehr“ in die andere Richtung zu verschieben. Bald sehen wir auch, weshalb: Es ist die Zeit, in welcher die Mongolen das Naadam Fest feiern. An diesem Fest werden vor allem in Ulan Bator vom 11. bis 13. Juli, in den Provinzen aber auch vorher und nachher, Reitwettkämpfe, Ringkämpfe und Bogenschiessen durchgeführt. Nach unserem Aufbruch am morgen treffen wir auf die Vorbereitungen auf dieses Fest.
Leider können wir nicht warten, bis die Spiele anfangen. Zwar stehen wir nicht direkt unter Zeitdruck. Aber bei den Verhältnissen der hiesigen Verkehrswege müssen wir genügend Zeit einplanen, um schlussendlich spätestens am 4. August an der Mongolisch-Chinesischen Grenze zu sein. Wir kommen nämlich nur sehr langsam vorwärts. Wenn wir einmal für ein kurzes Stück 35 Kilometer pro Stunde fahren können, empfinden wir dies schon als sehr schnell. Wir wissen nicht, ob wir heute noch die 80 Kilometer bis nach Chowd, die Provinzhauptstadt, schaffen werden. Die Gegend fasziniert noch immer. Die Farben wechseln, je nachdem, ob wir sumpfiges oder steiniges Gebiet befahren. Um 14:30 Uhr treffen wir dann doch in Chowd ein.
Auch in der Stadt wohnen zahlreiche Mongolen in ihren Jurten.
Für uns heisst es, Proviant für die nächsten Tage zu beschaffen. Wir stecken unseren Kopf in fast jede offene Tür, um zu sehen, was sich hinter dieser für ein Geschäft verbirgt. Denn, wie bereits ausgeführt: Mongloisch sprechen und verstehen wir nicht, gar nicht. Das erste Mal, seit wir auf Reisen sind, bedienen wir uns des Zeichenwörterbuches. Und siehe da, so finden wir Eier und Brot. In einem Selbstbedienungsladen kaufen wir Spaghetti, Pfirsichsaft, Marsli, und Getränke. Was wir nirgends auftreiben können sind Tomaten und Fleisch. Vermutlich gäbe es das auf dem Markt zu kaufen. Aber heute scheint es keinen Markt zu geben.
Per sms (funktioniert jeweils nur in den grösseren Siedlungen) erfahren wir, dass unsere neuen Reiseberichte jetzt im Internet verfügbar seien. Sofort teilen wir dies ebenfalls per sms weiter. Leider erreichen wir nicht alle, denen wir diese Neuigkeit mitteilen wollen. Kaum fahren wir aus der Stadt, gibt es keine Natelverbindung mehr. Dafür gibt es in Richtung Ulan Gom eine Teerstrasse. Wir müssen umgerechnet CHF 1.50 für das Befahren dieses Luxusbelages bezahlen. Für wieviel Teerstrasse wohl? Für genau 30 Kilometer. Dann hat uns die staubige Piste wieder. An Position Nord 48° 21' 5.1'' und Ost 91° 59' 5.7'' erholen wir uns von der anstrengenden Fahrerei. Vor allem für denjenigen, der Sir James steuert, ist die Fahrt anstrengend. Zwar nicht wegen des Verkehrs. Über Land kommen uns pro Tag durchschnittlich nur acht Autos entgegen. Der Fahrer muss seine ganze Aufmerksamkeit der unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit widmen. Grössere Steine müssen umfahren, undefinierbaren Gegenständen ausgewichen und dann muss erst noch die besten Pisten, möglichst ohne „Wellblech“, gefunden werden.