Reisebericht

Tagesbericht vom 25.09.2010

... und natürlich: der Koch hat meinen Wunsch erfüllt. Die Spaghetti waren delicious. Vor lauter Kochen hatte er keine Zeit, um unseren Campingplatz zu beschreiben: wir stehen auf einer betonierten, ehemaligen Bauvorbereitungslattform für eine neue Zuglinie. Die hohen Pfeiler ragen neben uns in den Himmel. Bewacht werden wir von einem dickbauchigen Buddha mit fünf Kindern im Arm. Arbeiter sind damit beschäftigt, die Anlage um ihn herum fertigzustellen.

In der Gegend um Yongding gibt es architektonisch interessante Behausungen der Hakka Leute zu besichtigen. Die Häuser werden „Tulou“ genannt und sind eine Art „Mehrfamilienhaus“ aus früherer Zeit. Die Hakkas besiedeln dieses Gebiet seit dem dritten Jahrhundert und bauten die Tulou für sich und ihre Familien zum Schutz vor Eindringlingen und wilden Tieren, meist als Rundhäuser. Es gibt sie auch als halbrunde und viereckige Gebilde.
Die UNESCO hat die zahlreichen Tulous in den verschiedenen Dörfern zu einer World Heritage Site zusammengenommen und dem Dorf „Yongding“ zugeordnet. Aber in Yongding selbst gibt es kein einziges solches Gebäude. Nach etlichen Kilometern Fahrt stossen wir auf das erste Rundgebäude. Es wird nach wie vor bewohnt. Im Erdgeschoss befinden sich die Küchen und Nasszellen, in den darüber liegenden Stockwerken die Wohn- und Schlafräume.

Ich werfe einen Blick in das diesem Tulou angrenzenden eckigen Tulou. Die Bewohner dieses „Hauses“ haben gleich den ganzen Landwirtschaftsbetrieb in den Innenhof verlegt!

Wir fahren weiter und kommen zu einem noch im Bau befindlichen Besucherzentrum. Der Ort wird auf Tourismus getrimmt. Schon jetzt ist der Besucherandrang gross. Selbstverständlich müssen wir Eintritt bezahlen, damit wir die verschiedenen Gebäude im Dorf besichtigen dürfen. Das älteste Gebäude soll 500 Jahre alt sein. Das Schönste ist von einem reichen Geschäftsmann anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts (!) für sich und seine Familie erbaut worden. Die Bauweise ist interessant. Dass aber die Chinesen und die UNESCO daraus eine derartig wichtige Touristenattraktion machen, leuchtet uns nicht ganz ein.

Es ist schon nach 16:00 Uhr als wir die Siedlung verlassen. Wir fahren los und schauen uns gleich nach einem geeigneten Platz für die Nacht um. Erst gegen 17:00 Uhr kommt Sir James auf einem neuen Autobahnstück in einer Kurve, leicht aufwärts stehend (so sind beim Schlafen die Beine höher als der Kopf) an Position Nord 24° 38' 22.5'' und Ost 116° 54' 24.3'' zur Ruhe. Bobo kocht – wie immer. Wir essen – wie immer. Es schmeckt – wie immer und Regen setzt ein, wie in den letzten Tagen fast immer.

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