Reisebericht

Tagesbericht vom 11.06.2010

Gestern Nacht war die Temperatur erst um 23:30 Uhr erträglich geworden um wirklich schlafen zu können.Dann haben wir uns in der Weite Kazakstans gut und ohne Störung erholt. Ein Kazakhe mit dem Fahrrad betrachtet das Ungetüm 'Sir James' aus der Nähe um sich danach wieder seiner Kuhherde zu widmen. Auf unserer Reise 2004 in diese Gegend kamen die Hirten noch hoch zu Pferd! So entwickelt sich auch dieses Land.
Während Bobo das Frühstück zubereitet, übe ich auf der Mundharmonika. Lieber hätte ich mein Schwyzerörgeli auf die Reise mitgenommen. Aber dieses Instrument ist wegen des beschränkten Platzangebotes im Sir James zu sperrig. Daher habe ich kurz vor unserer Abreise in der Schweiz bei Noldi in Wil noch einen Crashkurs im Mundharmonika-Spiel belegt.

Bobo hat heute eindeutig das bessere Los gezogen. Schon nach kurzer Zeit wird die Strasse besser. Warum wir immer von Strassenzustand schreiben? Weil es in dieser Steppe nicht viel Anderes gibt; die Steppe, etwas wie Strasse, Pisten, Hochspannungsmasten, Zuggeleise, hie und da eine kleine Siedlung, Küh- und Schafherden, Kamele, Pferde ...

Unsere Trinkvorräte neigen sich dem Ende zu. Wir haben nicht mit einer solch langen 'Durststrecke' in der kazakhischen Steppe gerechnet. In einem einfachen Dorf an der Strasse entdecke ich ein Haus mit einer Aufschrift. „Das ist bestimmt ein Geschäft“ denke ich. Zwar ist es eher ein besseres Lager, aber ich kann, dank dem Übersetzungsdienst eines zufällig anwesenden jungen Mannes zwei Flaschen Coca Cola kaufen (Mineralwasser haben sie keines!).

Nun möchte auch Sir James Wasser tanken. Um Wasser aus einem Gewässer auftanken zu können, stehen uns 20 Meter Leitung zur Verfügung. Das Ufer des Sees in der Nähe von Aktöbe können wir mit Sir James leider nicht erreichen.
Dafür steht uns jetzt Wasser zur Verfügung. Im ersten Zimmer, das uns die nette Hotelangestellte an ihrem ersten Arbeitstag im Hotel Albion in Aktöbe zeigt, kommt das Wasser von der Decke. Im zweiten Zimmer fliesst das Wasser aus dem Wasserhahn. Wir befreien unsere Körper vom feinen Staub der letzten Tage. Nach grosser Irrfahrt und viel Fragerei haben wir diese Unterkunft sogar gefunden. Allerdings hätte ich lieber anstelle einer Whirlpoolbadewanne einen Wasserstrahl, dessen Temperatur sich einstellen lässt, ohne dass ich mich verbrenne oder zu Eis erstarre. Dank Bobos Hilfe lässt sich dieses Problem lösen. Die extra angekündigte Wi Fi Zone ermöglicht uns den Zugriff aufs Internet leider nicht. So führen wir uns eben die Nachrichten von BBC und Euronews in Englischer Sprache zu Gemüte. Ein Luxus, den wir seit unserer Abreise aus der Schweiz das erste Mal geniessen. 'Luxus' ist zwar falsch ausgedrückt. Ich komme sehr gut aus ohne Nachrichten und TV aus. Überdies bin ich in ständiger Verbindung mit zu Hause via SMS. Das Natel funktioniert fast überall. Und so erfahren wir das wirklich Wissenswerte jeweils per SMS.
Im Hotel scheinen wir die einzigen Gäste zu sein. Allerdings findet im Restaurant eine grosse Familienfeier mit Reden Musik und Tanz statt. Daher geleitet man uns fürs Nachtessen an ein Tischchen im 'Irish Pub'. Wären wir nicht sicher, in Aktöbe zu sein, wir wähnten uns tatsächlich irgendwo in Irland. Die Küche ist mit unserer Bestellung überfordert. Nur mit Mühe kann ich Bobo davon abhalten, das Pub ohne Essen wieder zu verlassen. Nach einer guten Stunde endlich wird uns das Essen serviert. Die Warterei hat sich nicht gelohnt …
Müde legen wir uns an Position Nord 50° 16' 48.9“ und Ost 57° 13' 23.9“ schlafen.

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