Reisebericht

Tagesbericht vom 25.09.2004

Position Nord 56° 12' 49.6“ und Ost 37° 46' 30.6“
 
Aus dem Tagesbericht vom 26.09.2004:
 
Es ist kein Fehler. Der Eintrag gestern enthält nur die Angabe unserer Übernachtungsposition. Wir müssen unsere Gewohnheiten definitiv ändern und werden den Reisebericht jeweils erst bei Tageslicht am nächsten Morgen erstellen. Sonst reicht unsere Energie an Bord nicht. Erstens wird es früh dunkel und zweitens ist es in der Nacht recht kalt, worunter die Kapazität der Batterie leidet (liess ich mir von Bobo erklären). Dies gilt auch für alle anderen Arbeiten mit dem Computer, wie Fotos übertragen und anschreiben, Karten kalibrieren, Ausgaben nachtragen und so weiter. Um unsere Leser nicht zu verwirren, werden wir in Zukunft so tun, als ob wir weiterhin immer am Tag des Geschehens unseren Tagebucheintrag erstellen.
Nun also zu gestern Samstag:
Tatsächlich kommen wir in den Genuss vieler Kirchen und Klosteranlagen. Zuerst besuchen wir den Kremlin in Suzdal. Wir sind früh am Morgen dort, noch vor den ersten Reisecars, die Touristen aus dem nahen Moskau hierher bringen. Der Eintritt in die Anlage gestaltet sich schwierig. Wir haben die Wahl, entweder ein Ticket für die gesamte Anlage zu kaufen, oder nur für einzelne Monumente. Wir entschliessen uns für letzteres. Doch als wir aufzählen, welche Gebäude wir anschauen möchten, erklärt uns die Frau hinter dem Schalter, dies und jenes sei in Renovation und könne nicht besichtigt werden. Wir sind froh, haben wir nicht ein teures Allroundticket genommen. Wir machen einen Rundgang durch die wirklich beeindruckende Anlage.

Dann fahren wir auf Nebenstrassen weiter nach Sergiev Posad. Auch auf dieser Fahrt kommen wir an unzähligen, meist unrenovierten Kirchen, oder was davon noch übriggeblieben ist, vorbei. Ganz besonders gut gefällt mir jenes Gotteshaus, bei dem die Kirchturmspitze neben dem Gebäude am Boden ruht.

Sergiev Posad ist trotz GPS gar nicht so einfach zu finden. Entweder fehlen Hinweistafeln oder dann weisen die Wegweiser nach Zagorsk, dem Namen der Stadt zu Sowjetzeiten. Auch auf der russischen Karte ist nur Zagorsk erwähnt, auf der Weltkarte dagegen nur Sergiev Posad.
In Sergiev Posad bestaunen wir die 1340 gegründete Klosteranlage, ein weiteres von der UNESCO ausgezeichnetes Weltkulturerbe. Wir kommen aus dem Staunen kaum heraus. Überwältigend sind die vielen, meist schön renovierten Kirchen, Kapellen und anderen Heiligtümer innerhalb der Befestigungsmauern. Und, was mich besonders anspricht, es leben immer noch, oder wieder, Mönche hier, die sich durch den Besucherstrom nicht stören lassen.

In dieser Gegend gibt es – wie erwähnt – sehr viele Kirchen, dafür aber um so weniger Märkte. Die Region um Moskau scheint sich in einer Zwischenphase zu befinden. Die Märkte verlieren immer mehr an Bedeutung, Einkaufsgeschäfte im westlichen Stil mit breitem Sortiment, insbesondere mit Frischfleisch, gibt es aber noch kaum. In einem Geschäft unterwegs finden wir eher zufällig ein tiefgefrorenes Paket mit Entercôtes (zumindest ist es so angeschrieben). Nun könnten wir auf der M-8 direkt nach Moskau fahren. Nur noch 40 Kilometer trennen uns von dieser Metropole. Doch dieses Vorhaben verschieben wir auf Morgen, Sonntag. Vorerst übernachten wir nochmals auf einer freien Wiese.

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