Reisebericht

Tagesbericht vom 19.11.2014

Manchmal gurkt es mich an. Heute ist so ein „Gurkentag“. Zumindest stehe ich mit diesem Gefühl auf. Ich habe kaum geschlafen. Da war der Lärm der nahen Strasse und der Disco. Aber noch mehr verunmöglichte die feucht-schwüle Luft einen geruhsamen Schlaf. Bobo ist es nicht besser ergangen. Um 03.00 in der Früh will er duschen gehen. Zu dumm, dass die Duschen nur auf speziellen Wunsch geöffnet werden. Das haben wir gestern gelernt. In der Nacht kann man niemanden für diesen Service erreichen ... Ein paar Stunden Schlaf werden es doch noch. Mehr aber nicht. Der Morgen beginnt regnerisch. So stelle ich mir die Überlebenswoche in der Rekrutenschule vor. Weiterzumachen, obwohl man das Gefühl hat, die Grenzen des Erträglichen seien erreicht. Nun ja, ganz so schlimm ist es nicht. Aber zumindest hätte ich nichts dagegen einzuwenden, wenn wir für diese Strapazen mit Sehenswürdigkeiten oder interessanter Landschaft entschädigt würden. Aber da ist weit und breit nichts in Sicht. „Salta“, dort soll es interessant werden. Das bedeutet vorerst einmal noch etwa drei bis vier Tage Fahrt.
Wir fahren, wie gestern geplant, zum nahen Carrefour. Ketchup von Heinz gibt es nicht. Und Brot scheint Mangelware zu sein. Schon gestern haben wir im anderen Carrefour kein Brot kaufen können. Keine Bange, verhungern, und vor allem verdursten müssen wir dennoch nicht. Unsere Vorräte sind aufgefüllt. Nun steht noch das Auffüllen von Limpi mit Benzin an. Das erste Mal tanken in Argentinien ist angesagt. Die beiden ersten Tankstestellen, die wir aufsuchen, nehmen keine Kreditkarte als Zahlungsmittel entgegen. Bei der dritten, einer Esso Tankstelle klappt es. Super. Und, was sehe ich da: ein kleines Office der „San Cristobal Seguros“. Von anderen Travellern wissen wir, dass es bei dieser Versicherungsgesellschaft möglich ist, die obligatorische Autohaftpflichtversicherung für Argentinien und die anderen Mercosur Staaten abzuschliessen. Die beiden Agenten geben sich grosse Mühe. Das Problem ist die Zulassung von Limpi in einem ausländischen Staat. Nach etlichen Telefonanrufen, auch bei einer von einer Spanischen Versicherung geführten Agentur, meint der Chef, sein Angestellter komme mit uns zum Hauptsitz der Versicherung in dieser Stadt (Resistencia). Vielleicht wäre der Abschluss der Versicherung dort möglich. Und tatsächlich: so ist es. Allerdings nur für Argentinien. Das zur Bezahlung nötige Bargeld – sie akzeptieren weder Kreditkarte noch US Dollars – können wir mit drei Bezügen à je 1000 Pesos - am Bancomaten der nahe gelegenen City Bank beschaffen. Und nun sind auch wir geschafft. Zumindest hat es inzwischen aufgehört zu regnen.
Wir fahren Richtung Salta. Man kann es kaum glauben. Die Strasse ist schnurgerade, und das auf einer Strecke von mehr als hundert Kilometern!! Abwechslung bringen nur einzelne Baustellen. Kein Wunder, dass wir uns beim Fahren abwechseln. Die Gefahr der Ermüdung (insbesondere nach so einer Nacht) ist zu gross.
Bei „Pampa del Inferno“ (hoffentlich ist dieser Ortsname kein schlechtes Omen) entdecken wir die Schrift „Camping“. Nichts wie los. Und da sind wir jetzt, Camping de Pampa del Inferno heisst es an der Position S 26° 30' 52.8" W 061° 10' 13.0". Das Tor steht weit offen. Die Toiletten sind geschlossen. Strom und Wasser sind vorhanden. Ein starker Wind wirbelt den Staub der nahen Naturstrassen auf. Wir lassen uns davon nicht weiter stören. Irgendwann müssen wir dann uns und Limpi, seine Inneneinrichtungen, die Apparaturen und, und und wieder entstauben ... Gegen 19.00 Uhr erscheint auf dem Areal ein Mann, den ich auf die Toiletten anspreche. Und nun haben wir sogar eine Toilette zur Verfügung!
Bobo verwöhnt mich wieder einmal mit super zubereiteten Spaghetti. Ich glaube, solche gibt es in der Überlebenswoche nicht!

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