Reisebericht

Tagesbericht vom 27.02.2015

Die Sintflut scheinen wir überstanden zu haben. In der Nacht zumindest regnet es nicht. Regen wäre für unsere Campingnachbarn schlimm gewesen. Um 20.00 Uhr platzieren sie einen grossen, alten Fernseher (noch mit Röhren) auf einer Grillstation und schauen, den Ton natürlich laut eingestellt, bis in alle Nacht fern – und wir hören mit ...
Eine Frau zeigt mir die Dusche, unter welcher warmes Duschen möglich ist. Diese ist im Abteil für die „damas“. Die Männer müssen, wenn sie denn wollen, auch diese benutzen. Bobo und ich sind froh, haben wir gestern kalt geduscht. Die Dusche mit warmem Wasser macht uns nicht so recht an.

Bevor wir starten entdecke ich, dass in unsere Medikamentenbox Regenwasser eingedrungen ist. Zum Glück sind heutzutage die Pillen gut verschweist. Der Schaden hält sich in Grenzen.
Wir verlassen Parana. Parana ist eine Grossstadt mit knapp 300'000 Einwohnern. Die Skyline ist beeindruckend. Trotzdem können wir an der Tankstelle das Benzin nicht mit Kreditkarte bezahlen. Der Angestellte erklärt uns, er könne es versuchen, manchmal klappe es mit der Leitung, manchmal aber auch nicht. Auf den Versuch verzichten wir. Limpi hat noch genügend Kraftstoff an Bord.

Wir fahren 140 Kilometer. Erst dann akzeptiert eine Tankstelle die Bezahlung mit der Karte.
Die Gegend ist flach, langweilig, wie gehabt. Es gibt Soya- und Maisfelder, Kuh- und Geflügelfarmen. Die Spuren des Hochwassers sind noch zu erkennen. Der Boden ist schon wieder weitgehend trocken. Wären da nicht die Löcher im Asphalt, müsste man befürchten, beim Fahren einzuschlafen. Aber da ist auch noch die Polizei. Dank ihr kommt etwas Spannung auf. Bei einer Polizeikontrolle, wie sie in Argentinien üblich ist, werden wir angehalten. Die Ausweise werden kontrolliert. Sogar die in Argentinien obligatorische Police der Autohaftplichtversicherung müssen wir vorweisen. Alles ist in Ordnung – auch die Blinklichter funktionieren. Und dann das: Bobo habe kurz vor dem Polizeiposten an einer verbotenen Stelle einen Lastwagen überholt, meint der Beamte. Wir, Bobo und ich, wissen beide, dass dies nicht stimmt. Noch vor der Tafel, welche ein Überholverbot anzeigt, war Limpis Überholmanöver beendet. Weil wir mit dem Vorwurf des Polizisten nicht einverstanden sind, werden wir zum Vorgesetzten im nahen Häuschen zitiert. Wir diskutieren hin und her. Ich erkläre ihm, dass ohne Foto des Vorganges weder er unser gesetzeswidriges noch wir unser richtiges Verhalten beweisen könnten. Er will uns weis machen dass eine Überwachungskamera, den Vorgang festgehalten habe. Wir glauben ihm kein Wort. Wer die Gegend hier kennt, weiss, dass dies nicht stimmen kann. Okay, sage ich, ohne Beweisfoto würden wir hier und jetzt sicher nichts bezahlen. Er tippt Einiges in den Computer und meint, die Botschaft (welche ist uns nicht klar) würde sich darum kümmern. Damit sind wir einverstanden. Er tippt weiter in den Computer. Dann erklärt er uns, sein Chef würde sich morgen um die Angelegenheit kümmern. Auch das ist uns recht. Darauf gibt er uns die Ausweise zurück, brummt irgend etwas in mürrischem Ton vor sich hin und bedeutet uns, zu gehen ... Wir fahren weiter ...
Mit etwas Verspätung wegen diesem Zwischenstopp – eigentlich gibt es auf so einer Reise keine Verspätung – gelangen wir nach Gualeguaychu zum Camping SEC, nahe dem Rio Gualeguaychu, Position S 33° 00' 31.7" W 058° 29' 34.7". Uns gefällt es gut neben der Pferderennbahn auf einer grossen Wiese, ohne störende Campingnachbarn.

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