Reisebericht

Tagesbericht vom 23.01.2002

Gestern abend sind noch die Deutschen vom Konvoi in der Zebra Bar angekommen, die anfänglich mit uns durch die Wüste wollten. Sie brauchten 4 Tage zur Wüstenfahrt. Es ist interessant, wie man die Leute immer wieder trifft. Einer der Deutschen (mit Rasta Locken) will nach Gambia weiter, wo er ein Haus besitzt. Ich muss an Felix denken, mit seinem Haus in Jamaica. Es dürften etwa die gleichen Relationen sein.
Jetzt fahren wir weiter nach Dakar und Mbour. In Mbour soll es einen Golfplatz haben (Swissair Golf Traveller). Das wissen wir dank der seriösen Reisevorbereitung von Bobo.
Für Viele ist die Reise hier in Senegal, Mali oder Gambia zu Ende. Sie verkaufen ihr Hab und Gut und fliegen mit dem Flugzeug zurück. Scheinbar rentiert es, in Europa ein altes Auto (PW, Kleinbus oder Lastwagen) zu kaufen, mit diesem nach Westafrika zu fahren und da zu verkaufen. Fahrt, Ferien und Rückflug sind mit dem Verkauf des Fahrzeugs bezahlt. Da es hier eigentlich nur Nahrungsmittel zu kaufen gibt, kann man alle europäischen Gebrauchsartikel hier teuer verkaufen. Dies ist der Grund, weshalb die Autos vollbepackt aus Europa hier hin gefahren werden.
Mit Polizeikontrollen haben wir, entgegen anderslautenden Berichten, bisher nur die besten Erfahrungen gemacht. Wir werden zwar immer wieder angehalten. Nach einer freundlichen Begrüssung fragen uns die Beamten meist nach unserem Weg, nach unserem Beruf oder sonst etwas. Nach einer kurzen Plauderei folgt die Frage, ob wir Probleme hätten, was wir jeweils verneinen. Danach werden wir freundlich verabschiedet und können weiterfahren. Kein „Cadeau“, kein Geld, nichts wollen sie. Sie wollen sich wahrscheinlich nur etwas die Zeit vertreiben. Zu sagen ist aber auch, dass alle unsere Papiere in Ordnung sind. Hilfreich scheint uns auch zu sein, dass wir mit einem „Carnet de Passage“ unterwegs sind.

Unterwegs ändern wir unseren Plan und fahren direkt nach Mbour und nicht nach Dakar. Nach kurzer Erkundigungsfahrt in der Gegend von Mbour entscheiden wir uns für das Hotel Neptun (5 Stern-Hotel) in Saly. Saly ist ein Touristenort an der Atlantikküste – das St.Tropez von Senegal - ca. 70 km südlich von Dakar gelegen. Hier befindet sich auch der von Bobo noch in der Schweiz notierte 18 Loch Golfplatz. Wir trauen unseren Augen kaum. Saly ist zu vergleichen mit Zermatt, oder eben St.Tropez in der Hochsaison – ein Dorf nur für Touristen, fast mit europäischem Standard. Die meisten Touristen kommen aus Frankreich, sind also von weisser Hautfarbe, was uns nach den letzten Wochen seltsam vorkommt. Der Hotelparkplatz ist leer; denn hierhin kommt niemand mit dem eigenen Auto. Wir werden denn auch dementsprechend bestaunt. Beim Nachtessen im Hotel wird von einer Gruppe echte afrikanische Volklore, mit Trommelmusik und Tanz, vorgeführt. Wir realisieren erst jetzt so richtig, wie gross der Unterschied ist, ob man an einen solchen Ort einfach mit dem Flugzeug hinfliegt, um Ferien zu machen, oder ob man, wie wir, mit dem Auto anreist, und so Land und Leute langsam kennen lernt. Der Unterschied zwischen dieser touristischen Oase und dem wahren Senegal könnte grösser nicht sein. Wir sind fasziniert.

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