Reisebericht

Tagesbericht vom 16.05.2002

„You look like a movie star!“ Das bereits am frühen Morgen, beim Versuch die ersten Strassen zu durchqueren, von einem geschäftstüchtigen Strassenhändler ausgesprochen. Der Tag ist gerettet. Liseli ist ein bisschen grösser geworden. Und es stinkt ihr gar nicht mehr in Mumbai!
Wir haben das Gefühl die Inder auf der Strasse kennen uns langsam: die Bettler gehen aus dem Weg, da wir sowieso nichts geben; die Ladenbesitzer grüssen uns und winken uns zu, da sie wissen, dass wir nicht in ihr Geschäft kommen; die Strassenhändler fragen im Vorbeigehen bereits „where is your ‚ji nahi, schukriya'“ (nein, Danke), usw..
Unser täglicher Spaziergang durch die Stadt beginnt heute bereits um 11:00 Uhr. Es geht Richtung Viktoria Terminal zu unserem Internetkaffee, welches für 5 Stunden Surfen gleich viel verlangt, wie das Hotel für eine ½ Stunde (10 x weniger!). Das ist das erstaunlichste in Indien: während es in der Schweiz zwischen Niedrig- und Höchstpreis Faktoren von 1 bis 10 gibt, kann in Indien der Preis für eine Sache in einem Luxusshop das 100-fache des Strassenpreises betragen. In der Schweiz wäre das eine Kalbsbratwurst zu 5 Franken am Strassenstand und zu 500 Franken in der Kronenhalle! An Touristenorten ist ein analoges Verhältnis anzutreffen: während Inder für den Besuch des Museums in den Victoria Garden 10 Rupien zahlen, sollen Ausländer 300 Rupien (das 30-ig fache) Eintrittsgebühr zahlen! Zur Eintrittsgebühr kommen noch Benutzungsgebühren für Kameras! Ob sich diese Politik lohnt, fragen wir uns? Wir jedenfalls können auf den Museumsbesuch verzichten. Die liebe Kopie des Elefanten von den Elephanta Caves, die in diesem Museum zu sehen wäre, kann uns gestohlen bleiben.

Doch zurück zu unserem Fussmarsch: auf halbem Weg kehren wir wieder zum Hotel zurück, da wir im Hotelzimmer die Internetadresse unseres lieben Agenten vergessen haben. Aber das ist alles nicht so schlimm, denn wir haben Zeit, viel Zeit. Und da wir Zeit haben, sind wir eifrig daran unsere Weiterreise zu planen. Denn anderseits kommen wir langsam aber sicher in Zeitnot, denn im Juli beginnt der Monsun. Nach Indien wollen wir noch Singapur, Malaysia, Thailand, Laos, Vietnam und Kambodscha besuchen. Da dies wiederum nur mit dem Schiff geht (die Grenze zu Burma ist geschlossen), sind wir auf eine Schiffsverbindung von Indien nach Singapur oder Malaysia angewiesen.
Wenn wir mal die Rundreise im fernen Osten abgeschlossen haben, müssen wir Sir James wiederum verschiffen, da kein weiteres Land für uns offen ist (ausser wir würden China mit einem Chauffeur durchqueren! (da wir keine Chinesische Fahrprüfung machen wollen)). Sollen wir zurück nach Europa oder Afrika, oder vorwärts nach Australien oder Amerika? Nach allen Überlegungen wäre Amerika das angenehmste Reiseziel.
Im Internetkaffee besuchen wir deshalb die Internetseiten von P&O Nedlloyd und Maerks, um herauszufinden, welche Häfen es gibt und welche direkten Schiffsrouten existieren. Nach zwei Stunden sind wir erschöpft und ziehen wieder von dannen mit vielen neuen Destinationen, Schiffslinien und Fahrplänen. Die Suche ist sehr schwierig, da Indien zur Zeit alle Namen ändert (Bombay ist Mumbai, Calkutta ist Kolkata, Madras ist Chennai, usw.) und die Schifffahrtslinien ihre Destinationen teilweise unter dem neuen und teilweise unter dem alten Namen führen.
Jetzt sind wir wieder im Hotel, nachdem wir dem ‚Grand Hotel' (auf Empfehlung unseres Agenten) einen Besuch abgestattet haben. Wir bleiben in unserem Etablissement....

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