Reisebericht

Tagesbericht vom 12.06.2002

Heute ist der langweilige Tag. Obwohl unsere immer freundlich lächelnde Dame ‚Judy' von der Schifffrachtagentur gestern versprach bis heute 10:00 Uhr alles zu erledigen, ist natürlich nichts geschehen. Als sie uns sieht, beginnt sie aber zu arbeiten. Um 12:00 wissen wir dann, dass Indien wirklich ein teures Pflaster ist – wir trauen unseren Augen kaum.

Wir machen einen kleinen Ausflug nach Mamallapuram. Nach einer Benutzungsgebühr für die Autostrasse (nicht für eine Autobahn), wollen sie in Mamallapuram eine Besuchsgebühr für die Ortschaft erheben. Wir fahren einfach weiter, ohne zu bezahlen. Irgendwann ist es genug. Langsam haben wir genug von Indien mit dem niedrigen Servicegrad und den hohen Kosten. Dieses Land ist definitiv nicht für den Tourismus eingerichtet. Respektive: der Tourismus ist nur da, um die Besucher zu schröpfen! (Falls Ihr es nicht gemerkt haben solltet: Bobo hat heute den Indienkoller – aber dieser Zustand wird bestimmt auch vorübergehen: spätestens wenn wir im Flugzeug sitzen, um Indien zu verlassen.) Natürlich hab ich den Koller, wenn nichts funktioniert, alles zu teuer ist und ich das Gefühl habe eine Geldkuh zu sein. Unsere Dame ‚Judy' schlägt uns eine Schifffahrt für Sir James vor, die 5 Tage länger dauert, als diejenige, die wir ihr von der Maerks Schifffahrtslinie mitgebracht haben. Das ist wahrlich den Servicegrad, den ich zu schätzen weiss! Und für dieses Resultat hat sie bereits 1 ½ Tag gearbeitet! So, jetzt ist aber Schluss für heute. Und in den nächsten Tagen wird auch nicht viel zu berichten sein, denn spätestens am Samstag verlade ich - wenn es sein muss - eigenhändig Sir James auf ein Schiff Richtung Osten. Denn zum Glück ist anno dazumal Columbus auf die Indianer gestossen! Oder sollen wir in Richtung Westen über Pakistan das Land verlassen, nachdem Indien jetzt den Frieden übt und die Kriegsflotte aus dem arabischen Meer zurück geordert hat?
Ich weiss nicht, was plötzlich in Bobo gefahren ist? Indien ist eben Indien und wird immer Indien bleiben. Mal ist es zum Lieben, mal ist es zum Verabscheuen. Eigentlich wollte er unbedingt noch an den südlichsten Punkt vom Indischen Subkontinent fahren, aber davon ist keine Rede mehr, respektive die Lust dazu ist ihm (und ich muss ehrlich zugeben, auch mir) vergange.
Etwas möchte ich dem Bericht von heute doch noch beifügen: Da wir weit und breit die einzigen westlichen Menschen sind, und erst noch unser eigenes Auto selbst, ohne Driver, steuern, scheinen uns viele Inder für das achte Weltwunder zu halten. Heute morgen bei der Shippingagency sagte Judy, sie wolle nochmals das Auto sehen ... und schon stand das ganze Office, ca. 20 Leute, staunend um Sir James herum. Beim Essen im Hotel weichen die Kellner nicht von unserer Seite und schwatzen ununterbrochen mit uns. Indien scheint das perfekte Reiseland für Paare zu sein, die sich nichts mehr zu sagen haben ...! Wildfremde Leute wollen unbedingt unsere Hand schütteln oder bitten um unsere ‚Business Card'. Oder ist das alles nur, weil ich jetzt eine berühmte Schauspielerin bin?

Top