Reisebericht

Tagesbericht vom 13.06.2002

Bobo ist müde. Wovon? Beim ersten Radwechsel hat er doch nur zugeschaut!
Was hat Bobo gestern geschrieben? Es werde in den nächsten Tagen nicht mehr viel zu berichten sein. Da hat er sich aber getäuscht. Weil er immer noch den Indienkoller hat, schreibe ich.

Heute morgen gehen wir wieder zu unserer neuen Freundin Judy, um die gewünschte Anzahlung für die Verschiffung von Sir James zu leisten und Näheres über die genauen Daten zu erfahren. Sir James kommt morgen in den Container und sollte am 11. Juli, es könnte aber auch 12., 13., Juli werden, in Los Angeles ankommen. Vielleicht gäbe es im Juli an der Westküste Amerikas einen Streik des Hafenpersonals, und dann werde es noch später, meint die charmante Judy. Schöne Aussichten – wir werden sehen. Der Chef der Agentur will auch noch mit uns sprechen, und so geht schon wieder ein halber Tag vorbei.
Um den vorerst letzten Tag mit Sir James zu geniessen, fahren wir nach Pondicherry, einer ehemals französischen Kolonie. Das heisst, wir haben die Absicht, dorthin zu fahren. Aber nach einer Stunde Fahrt müssen wir feststellen, dass wir nicht mehr bei Tageslicht nach Chennai zurückkommen würden. Daher brechen wir diese Übung ab; Sir James fährt wieder zurück Unterwegs verspürt er noch Durst, was wir ihm nicht abschlagen. Da weist ein junger Bursche auf den vorderen, rechten Pneu: tatsächlich, Sir James hat wieder einmal einen Plattfuss. Auf der anderen Strassenseite gibt es gleich drei Pneu-Reparatur-Strassenläden. Die herangeeilten, flinken Helfer nehmen das Rad, flicken es, bringen es zurück, montieren es wieder – und wir können weiterfahren. Da haben wir wieder einmal Glück gehabt.

Wir wollen uns im Shopping Center ‚Spencer Plaza' bei American Express Travel im fünften Stock nach dem Flug nach Singapur erkundigen. Warum ich den fünften Stock erwähne? Weil uns der Liftboy zuerst nur in den vierten, und danach in den sechsten Stock fährt. Erst nachdem wir insistieren, drückt er den Knopf vom fünften Stock. Er braucht nämlich eine längere Fahrt, um uns klar zu machen, dass wir ihm Geld geben sollten! Pech für ihn, wir haben kein Gehör für seine Frechheit. Doch dann haben wir Pech: American Express Travel verkauft nur Tickets an American Express Kreditkarten Besitzer. Um nicht wieder in die Fänge des Liftboys zu geraten, gehen wir die fünf Stockwerke zu Fuss hinunter. Im Shopping Center finden wir sogar ein Reisebüro, das uns Flugtickets verkaufen würde. Sobald wir wissen, wann wir fliegen können, d.h. wann wir im Besitze der Verschiffungspapiere sind, werden wir buchen: Chennai – Singapur – Los Angeles – (Bobo zuliebe nur Einwegtickets).
Zurück im Hotel heisst es wieder einmal, Sir James seetüchtig zu machen. Kisten vom Dach runter (Bobo's Arbeit), Kleider und sonstiges Unverzichtbares aussortieren. Was in den Kisten war in die Kleiderboxen und was in den Kleiderboxen war in die Kisten räumen. So werden die Kisten zu Koffern umfunktioniert (mein Job). Alles bei feucht-heissem Tropenklima (Sauna ähnlich) vor einer grossen Zuschauerkulisse. Da meint ein Zuschauer, der rechte, vordere Pneu sehe aus wie ein ‚punched tyre'! Recht hat er. Sir James geht schon wieder lahm. Daher wechselt Bobo das erst vor ein paar Stunden geflickte Rad mit einem der Ersatzräder aus. Und weil er sowieso schon tropfnass ist, ersetzt er gleich auch noch das linke Vorderrad mit dem zweiten Ersatzrad. Die Zuschauer scheint dies zu freuen, gibt ihnen dies doch genügend Zeit, um von Bobo alle möglichen und unmöglichen Fragen beantwortet zu erhalten. Und darum ist Bobo müde ... und ich gehe auch schlafen.

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