Reisebericht

Tagesbericht vom 13.09.2002

Jetzt werden wir schon wieder angehalten. Der Fahrer steigt aus seinem Auto und sucht etwas. Bald wird er fündig und kommt auf uns zu. Ich mache das Fenster auf und er drückt mir etwas in die Hand. Halb französisch, halb englisch unterhalten wir uns. Ist das Quebecois? Ich verstehe, dass er uns einen schönen Aufenthalt in Kanada wünscht und schon ist er wieder in seinem Auto. Und was halte ich in der Hand: ‚Canada, Size 90 cm x 180 cm' steht darauf geschrieben, eine kanadische Flagge! Jetzt brauchen wir nur noch die entsprechende Fahnenstange!
Geschlafen haben sie (wie Liseli heute morgen - schliesslich hat es auch die ganze Nacht hindurch geregnet). Es ist immer das gleiche Lied. Vor 250 Jahren schlichen sich die Engländer an die Festung von Quebec heran und besiegten die Franzosen, die sich vom ständigen Krieg erholen mussten. Jetzt ist die Stadt wieder französisch, wieso weiss ich auch nicht. Aber schön ist er, dieser kleine Flecken Frankreich. Fast hätten wir den vielen Boutiquen und Restaurants nicht wiederstehen können. Aber wir haben es geschafft und sind nicht hängen geblieben.

Quebec ist die letzte der vier Grossstädte in Kanada, der wir einen Besuch abstatten. Ich glaube wir haben die Städte Toronto, Ottawa, Montreal und Quebec in der richtigen Reihenfolge besucht. Es war jedes Mal eine Steigerung. Quebec ist unserer Meinung die schönste und lieblichste. Der französische Einfluss ist hier sicher auch am grössten.
Nach einem zweistündigen Fussmarsch durch das alte Quebec mit der Zitadelle und der Burg aus britischen Zeiten fahren wir an das gegenüberliegende Ufer nach Lévis. Von hier hat man einen fantastischen Blick auf die natürliche Festung von Quebec. Denn Quebec liegt auf einem Felsen am ‚Fleuve Saint Laurent'. Von diesem strategischen Punkt hat man die Sicht über den gesamten Flusslauf. In Lévis treffen wir auf eine weitere Festung der Engländern (Fort Number One). Sie wurde als Schutz von Quebec gegen die Amerikanern gebaut, als die von der Unabhängigkeit zu träumen begannen.

Mit der Altstadt von Quebec können wir einen weiteren Eintrag in der UNESCO-Liste des Welterbes abhaken. Die nächste Ortschaft ist Lüneburg. Lüneburg liegt ein paar hundert Kilometer östlich am Atlantik. Und so fahren wir dem rechten Ufer des ‚Fleuve Saint Laurant' - der zum ‚Gulf of St. Lawrence' entartet - und dem Atlantik entlang, bis wir auf Lüneburg stossen Lüneburg, welches in Neuschottland (Nova Scotia) liegt, wird unser letztes Ziel in Kanada sein.

Der ‚Fleuve Saint Laurance' ist unterdessen breiter als der Bodensee geworden. Die Fahrt dem rechten Flussufer entlang ist sehr malerisch und schön. Analog zum Bodenseeufer reiht sich ein Dörfchen an das andere. Kunst scheint in dieser Gegend gross geschrieben zu werden. Ateliers, Boutiquen, Skulpturschaffende sind entlang der alten Strasse (Highway 132) gut vertreten.

Ende Freitag, den Dreizehnten landen wir munter und fröhlich auf dem Campingplatz ‚Chez Jean' an der Position Nord 47° 45' 5.7“ und West 69° 29' 30.4“. Wo Liseli darauf wartet, bis das Gulasch warm ist und mit Fettuchine serviert wird. Derweilen macht sie natürlich den Salat, nachdem wir dem Campingplatzbesitzer drei Tomaten zu fünfundzwanzig Cents abgekauft haben. Er bietet uns auch Holz und Honig an, aber leider sind unsere Transportkapazitäten limitiert.

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