Reisebericht

Tagesbericht vom 17.09.2002

In der Nacht hat es aufgehört zu regnen. Momentan versuchen sogar ein paar Sonnenstrahlen den Weg durch die Wolken zu nehmen. Ob es ihnen gelingt? Die Strassen sind jedenfalls noch nass, als wir den Weg noch Halifax unter die Räder nehmen. In Halifax soll am 6. Dezember 1917 der Teufel los gewesen sein, als ein französisches Munitionsschiff mit 2830 Tonnen Sprengstoff und Munition an Bord in die Luft flog. Eine Kanone mit einem Gewicht von einer Tonne soll es fünf Kilometer weit ins Landesinnere geschleudert haben. Die Unterstützung für die untergehenden Titanic und die abgestürzte Swissair-Maschine erfolgte ebenfalls von Halifax aus.
Halifax soll ein bedeutender Hafen sein. Über zwei Millionen europäische Einwanderer benutzten diesen Hafen um ihr Glück in Nordamerika zu versuchen. Das haben auch die Engländer erfasst und eine Zitadelle gebaut, um die Stadt vor den Franzosen zu schützen.

‚Bums'. Den haben wir nicht verpasst. Wen? Den ‚Noon Gun'. Punkt 12:00 Uhr wird seit 1857 jeden Tag ein Kanonenschuss auf der Zitadelle von Halifax abgefeuert. Diese Zeremonie ist natürlich von schottischer Musik begleitet. Zwei Dudelsackpfeifer und ein Trommler sorgen für den musikalischen Hintergrund. Sie stammen aus dem 78-igsten Highlander Regiment, welches 1869 in der Zitadelle stationiert war. Die Uniformen der Musiker natürlich, nicht die Musiker. Die Kanoniere stecken in Uniformen der königlichen Artillerie aus dem Jahre 1869. Die Festung ist neu renoviert. Nach fünfundzwanzig jährigem Ausbau wurde sie nach den Auseinandersetzungen mit den USA in der heutigen Form ca. 1850 fertiggestellt. Tchaikowsky's ‚Ouverture 1812' soll dem Sieg des einen über den andern gewidmet sein. Dies ist der Grund, weshalb auch aus unseren Lautsprecher jetzt ‚1812' ertönt.

Während sich die Franzosen, Engländer und USA'ler auf's Dach gaben, putzten die Deutschen ihr Städtchen Lüneburg heraus, so dass es von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen wurde. Bereits ‚Mahone Bay' ein kleineres Örtchen acht Kilometer vor Lüneburg, lässt erahnen, was da kommen wird. Die Musik hat unterdessen auch gewechselt; es ertönt ‚Wellington's Victory' von Beethoven aus den Lautsprechern. An der Strasse wird nebst Lobster Sauerkraut angepriesen. Wir sind gespannt, was da kommen wird.
Victorianischer Baustil. Jetzt weiss ich was darunter zu verstehen ist. Sieben Strassen längs und 10 Strassen quer mit Häusern wie im Toggenburg. Sorry, Liseli meint, die Häuser im Toggenburg seien nicht so farbig. Also Stein am Rhein ist sicher schöner. Nein, dieser Vergleich darf auch nicht gemacht werden. Es ist schön in Lüneburg. Ob es die Reise wert ist, das ist eine andere Frage. Aber, wenn es in Kanada nichts älteres gibt, als ein Haus von 1760, muss auch die UNESCO ein Auge zudrücken, oder?
Jetzt sind wir jedenfalls an Position Nord 44° 23' 21.1“ und West 64° 29' 33.8“ und kochen ein Rinderfilet mit Bohnen zum Trotz der Fischerindustrie. Da wir unterdessen wissen, dass ‚Savory Seasoning' unserem Bohnenkraut entspricht, schmecken die Bohnen heute gar nicht schlecht.

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