Reisebericht

Tagesbericht vom 18.09.2002

Endlich kann ich die Sonnenbrille wieder einmal aufsetzen. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint. Warm ist es allerdings immer noch nicht. Um 13:00 Uhr fährt die Fähre von Digby nacht ‚Saint John'. Das heisst am Mittwoch gibt es auch eine Überfahrt um 5:00 Uhr in der Frühe oder dann um 20:45 Uhr am Abend. Das Eine ist uns zu früh, viel zu früh, das Andere zu spät, viel zu spät. Wir verzichten darauf, für Sir James und uns einen Platz auf dem Schiff zu reservieren. Entweder es klappt, oder eben nicht. Wenn nicht, dann fahren wir 582 Kilometer (so heisst es im Prospekt) um die ‚Bay of Fundy' herum, um auf dem Landweg in ‚Saint John' anzukommen. Dann sollte Sir James dringend noch das Öl wechseln. Wenn wir früh genug dran sind, werden wir dies nach dem Billetkauf und vor der Abfahrt der Fähre erledigen.
Aber eben: wie das so geht. Sir James ist erst um 9:00 Uhr abfahrtsbereit und bis Digby sind es etwa 100 Kilometer auf holpriger Strasse. Bei einer der vielen Strassenbaustellen müssen wir die längste Zeit warten.
Um 11:15 Uhr sind wir in Digby bei der Anlegestelle der Fähre nach ‚Saint John'. Ohne Probleme bekommen wir ein Ticket für uns drei. Wir haben es noch einmal geschafft: für 145.- CAD darf Sir James anstelle der 582 Kilometer die Abkürzung über das Meer nehmen. ‚Time is Money' meint die Schifffahrtslinie. Ob dies auch für uns stimmt ist fraglich. Sir James hat bis jetzt im Durchschnitt nur zwanzig Rappen pro Kilometer verbraucht! Aber er bekommt einen Logenwarteplatz in der Warteschlange in Linie fünf an vorderster Stelle. Eine halbe Stunde vor Abfahrt darf Sir James in den Bauch der Fähre, wo es keine Fenster hat und wir daher froh sind aussteigen zu müssen. Wir begeben uns auf das zweite Deck in den Salon. Dann geht die Schiffsreise los. Nichts Spektakuläres, eher langweilig. Ich vertreibe mir die Zeit mit dem Betrachten der meist älteren Touristen. Interessant, was es alles für Leute gibt. Nach zwei Stunden und fünfzig Minuten sind wir in Saint John.
In der Stadt mit den schönen, alten Gebäuden kaufen wir im ‚Old City Market' Esswaren ein. Seit 1876 kann man in dieser Halle Gutes und Frisches einkaufen. Schon einmal in ‚Saint John', machen wir auch einen kurzer Abstecher an die ‚Reversing Falls'. Was es da zu sehen gibt? Eine Baustelle. Scheinbar muss den ‚Reversing Falls' ein bisschen nachgeholfen werden. Ah, ihr wisst nicht was ein ‚Reversing Fall' ist? Ich auch nicht! Das muss etwas mit Ebbe und Flut zu tun haben. Bei Ebbe fliesst der Fall so und bei Flut anders. Ja, es ist kompliziert, wenn Ebbe und Flut acht Meter Differenz ausmachen. Jetzt weiss ich auch, wieso unsere Höhenangaben nicht immer stimmen: wie soll das GPS-System wissen, ob jetzt Ebbe oder Flut ist?
Und jetzt noch etwa hundert Kilometer Fahrt nach ‚St.Stephen', damit wir morgen gleich die Grenze in die USA passieren könnten. Die Nacht verbringen wir auf der günstigeren, kanadischen Seite, an Position Nord 45° 13' 31.4“ und West 67° 11' 25.1“ auf dem ‚Oak Bay Campground', wo wir die Lammkotelettes aus dem ‚Old City Market' von ‚Saint John' verdrücken.

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