Reisebericht

Tagesbericht vom 22.11.2010

Der Tag beginnt mit einem Höhepunkt für mich: ich finde tatsächlich bei meinen Utensilien einen ungebrauchten Lippenstift in der von mir bevorzugten Farbe. Gestern noch hatte ich aus der Not meine Lippen knallrot geschminkt, etwas sehr aufdringlich für diese Breitengrade. Heute nun präsentieren sich meine Lippen wieder in dezentem braunrot!
Ein Fluss beim Campingplatz weckt unseren Putzinstinkt.

Während Bobo den Schmutzwassertank ausspült befreie ich die Aussenhaut von Sir James vom roten Sand. Mit gesäubertem Sir James fahren wir zurück nach Pakse und dann südwärts nach Muang. Dort soll es eine Fähre über den Mekong geben. Nur zu dumm, dass 12.00 Uhr soeben vorbei ist. Wann geht wohl die Fähre? Eine Fähre verlässt soeben die Anlagestelle. Wie warten; haben keine Ahnung, wann die nächste abfährt. Zwar gibt es Verkaufsstände links und rechts, doch kein „Ticketschalter“, wo ich fragen könnte.

Um 12.30 Uhr legt eine Fähre an. Wir sind die Ersten, die auf ihr Platz nehmen können. Und dann warten wir wieder. Um 13:00 Uhr legt sie los. Ob es einen Fahrplan gibt, oder ob die Fähre ablegt, weil sie just um 13.00 Uhr voll beladen ist entzieht sich unserem Wissen. Die Fahrt ist kurz. Für Erfrischung sorgen Verkäuferinnen.

Sir James setzt wieder auf festem Boden auf.

Und …
Was bedeutet dieses Bild? Zwei Stühle etc. etc.?

Richtig: Wieder einmal warten wir in einer Garage. Erst per Lastwagen und dann per Tuk Tuk sind wir hierhin abgeschleppt wurden. Warum? Nach der Überfahrt mit der Fähre nehme ich nachdem ich alles fotografiert habe, meinen Beifahrersitz wieder ein. Aber Sir James macht keinen Wank. Bobo kann keinen Gang mehr einlegen. Alles ist blockiert.
Eine Kambodschanische Reisegruppe versucht es mit Anschieben.

Das ist gut gemeint. Uns ist sofort klar, dass das sinnlos ist. Der Englisch sprechende Reiseführer der Gruppe organisiert einen Fahrer mit Lastwagen, der uns (für gutes Entgelt, wohlgemerkt) zur nächsten „Garage“ abschleppt. Was wir nicht wissen: die Garage befindet sich nur fünfzig Meter von der von uns blockierten Fährlanlegestelle entfernt. Der Betrieb entpuppt sich als Ein-Mann-Mechaniker, der keine Ahnung hat. Ein Tuk Tuk Fahrer zeigt sich bereit uns weiter abzuschleppen.

Nach vier Kilometern halten wir vor einer Garagen-Hütte. Der Garagist ist Brillenträger. Daraus ziehe ich den Schluss, dass er gebildet ist. Ob Bildung mit handwerklichem Geschick einhergeht wird sich weisen. Er macht sich sofort an die Arbeit. Wir zeigen ihm im Labtop die Fotos der letzten Reparatur. Er meint, der Kupplungsknüppel sei neben der Führung. Er kontrolliert und bedeutet uns, dass er diesen Schaden nicht beheben könne. Wir müssten zurück nach Pakse, wo es besser ausgerüstete Garagen gebe. (Soweit wir uns entsinnen, haben wir dort eine Toyota Garage gesehen.) Der Tuk Tuk Fahrer organisiert einen Fahrer mit einem etwas stärkeren Gefährt, einem, offenen Personentransporter der Marke Hyundai um uns nach Pakse, 40 Kilometer weit, abzuschleppen. Bobo fragt sich, wie es Sir James im abgeschleppten Zustand auf die Fähre schaffen wird. Seine Sorge ist unbegründet. Unser Abschlepper wählt die alte Strasse, welche im Moment neu gebaut wird. So umgeht er das Fährproblem. Doch die Strasse gibt andere Probleme auf. Einmal dürfen wir auf der neu planierten Strasse fahren, um dann wieder auf eine provisorische Fahrspur auszuweichen. Nicht immer mag unser Abschlepper Sir James die Auffahrten heraufziehen. Sir James ist zu schwer.

Bei einer unüberwindbar scheinenden Steigung hilft ein Betonmischlastwagen und zieht Sir James. Doch da reisst das Stahlseil unserer Seilwinde. Der Fahrer sucht das Weite. Nun kommt unser Abschleppseil zum Einsatz. Hin und wieder helfen uns Einheimische und stossen ... Irgendwie schaffen wir mit dem Hyundaifahrer die 35 Kilometer bis nach Pakse. Unser Abschlepper bringt uns zu unserem Erstaunen nicht in die Toyotagarage, sondern zu seinem Bruder, der uns bei einer kleinen „Garage“ erwartet. Der Bruder spricht etwas Englisch. Ein Mechaniker wird beauftragt, morgen zu schauen, was Sir James fehlt. Es ist schon lange dunkel. Wir übernachten für wenig Geld im Hotel gleich neben der Werkstatt (Position der Garage: Nord 15° 07' 2.2" und Ost 105° 49' 40.1''). Das Hotel sei „not good and not bad“ wie uns der Bruder sagt. Wie es heisst, können wir nicht ausmachen, es ist nur in laotischer Schrift angeschrieben. Im „all in all“ Badezimmer (Waschbecken, WC und Duschbrause in einem Raum) gibt es dank einem Durchlauferhitzer warmes Wasser.

Die Dusche haben wir dringendst nötig und Schlaf auch. Und ab ins mit frischen Laken bezogene Bett, heute ausnahmsweise ohne Essen.
Eine Lehre des Tages: Es gibt Wichtigeres als den passenden Lippenstift aufzutragen.

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