Reisebericht

Tagesbericht vom 13.02.2015

„Am Morgen ist die Welt noch in Ordnung“, mit diesen Worten hat Bobo gestern seinen Bericht eingeleitet.
Für heute kann ich das nicht behaupten, im Gegenteil: Die Welt ist am Morgen (es ist Freitag, der 13.!) überhaupt nicht in Ordnung! Gestern Abend, es war schon längst dunkel, bemerken wir, dass ein Personenwagen unweit von uns steht. (Wegen der Meeresbrandung haben wir sein Kommen nicht gehört.) Wir können nicht begreifen, warum jemand so nahe von uns sein Auto hinstellt, wo doch unschwer einsamere Plätze zu finden wären. Die Leute unterhalten sich und hören bis nach Mitternacht Musik aus dem Autoradio.. Bei diesem Lärm einzuschlafen fällt nicht leicht. Um 04.00 Uhr weckt mich ein unaufhörliches Klopfen an Limpis Karosserie. Das Licht einer Taschenlampe leuchtet ins Hubdach – und Bobo schläft tief. ... Ich kann nicht einmal sagen, ich hätte Angst bekommen. Auf dieser Reise habe ich gelernt, alles an mich herankommen zu lassen. Aber unheimlich war es schon. Irgendwann erlischt das Licht der Taschenlampe. Und irgendwann fallen meine Augen wieder zu. Dann, um 06.30 Uhr, draussen ist es hell, erwachen wir. Schon wieder klopft es! Ich schaue aus dem Hubdach: ein junges Paar steht da und erklärt uns, sie benötigten unsere Hilfe, ihre Autobatterie sei entladen. Bobo, der vom ganzen Spuk in der Nacht nichts mitbekommen hat, will nicht sofort helfen. Er hat kein Erbarmen mit dem Paar. Schliesslich haben sie das Desaster selbst zu verantworten. Wer fast die ganze Nacht über das Autoradio laufen lässt muss sich nicht wundern, wenn irgendwann die Autobatterie nicht mehr mitmacht. Ich erkläre den Leuten, dass wir zuerst ausschlafen und dann helfen. Nach einer weiteren Stunde machen wir Limpi zur Abfahrt bereit. Schliesslich müssen wir zu dem gestrandeten Auto hinfahren. Auch wenn es nur wenige Meter sind müssen wir zuerst alles fachgerecht verstauen und das Hubdach schliessen. Das braucht seine Zeit. Der Aufwand lohnt sich nicht. Das Paar hat unterdessen jemand anderen aufbieten können, der hilft ... Ohne Entschuldigung, oder gar Dank, fahren sie weg.
Dieser nächtliche Vorfall zehrt einmal mehr an meinen Nerven. Ich erkläre Bobo klipp und klar: „Ich will nach Hause.“ Ich habe genug von den vielen Überraschungen dieser Reise. Eigentlich planten wir morgen von Arica aus nach Peru einzureisen. In Peru standen besonders der Besuch des Titicacasees und der Inkastadt Machu Pichu als Höhepunkte auf dem Programm. Die Reise wäre weiter gegangen nach Ecuador. Von Guayaquil hätten wir Limpi dann nach Hause verschifft.
Bobo hat ein Nachsehen mit meinen Gefühlen. Dafür danke ich ihm sehr. Wobei: seine Begeisterung für eine Weiterreise nach Peru und Ecuador hält sich auch in Grenzen, so glaube ich zumindest. Und so ändern wir unsere Pläne: wir fahren zurück nach Montevideo, verschiffen unseren Limpi und fliegen nach Hause. Im Gegensatz zum schlechten Ruf vom Hafen von Guayaquil ist Montevideo ein kleiner, überschaubarer Hafen. Zudem kennen wir die für die Verschiffung notwendigen Anlaufstellen bereits von der Hinreise her.
Anstelle von Machu Pichu besuchen wir nordwestlich von Iquique den „El Gigante de Atacama“. Dabei handelt es sich um eine menschenähnliche Zeichnung auf einem Hügel, datiert auf 900 n.Chr. Aber der „Gigante“ wird gerade restauriert.

Darauf weist ein Plakat hin. Arbeiter sehen wir keine. Bobo und ich haben uns bereits gewundert, wie es kommt, dass diese Erdzeichnungen nach so langer Zeit noch sichtbar sind. ... Vielleicht sind sie aber auch gar nicht soooo alt! Zum Glück ist der „Gigante“ auf einer Erklärungstafel abgebildet. So wissen wir nun genau, wie er aussehen sollte.

Nach dem heute gefassten Beschluss im Reiseteam fahren wir nun nicht mehr nord- sondern südwärts. Etwas weiter südlich von Iquique als gestern, finden wir in Punta Patache an Position S 20° 49' 05.2" W 070° 11' 34.4", unweit eines von Seelöwen besiedelten Felsens, einen Schlafplatz.
Wir hoffen auf eine störungsfreie Nacht ...

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