Reisebericht

Tagesbericht vom 01.02.2002

Es ist soweit, wir fahren wieder. Nach dem Morgenessen (Nescafé, heisses Wasser, Brot und Konfitüre) und einer Nacht im Bungalow (wir haben es geschafft) besuchen wir die Polizei, um uns zu verabschieden. Wir werden vom Chef der Polizeiregion empfangen. Ein wirklich unangenehmer Herr (ohne Uniform dafür mit Brille). Er erklärt uns nach einer halbstündigen Befragung über alles mögliche und unmögliche, dass es einen weiter vorgelagerten Grenzposten gibt, der unsere Ausreise aus dem Senegal bestätigen werde. Unmöglich ist der Herr, da er ständig etwas behauptet, was nur am Rande stimmt. Erstens behauptet er, dass ich nicht französisch kann, da er sich nur mit Liseli unterhalten oder zeigen will, dass er ein paar Brocken englisch sprechen kann. Zweitens behauptet er, dass unser Reiseweg nicht stimme, da er annimmt wir kommen von Mali. Usw.
Nach der Polizei gehen wir zum Zoll, um unser Carnet de Passage abstempeln zu lassen (Export von Sir James). Dies geht rasch und problemlos, da es 2500 CFA kostet. Dann zur nächsten Überraschung dieses Tages: die Tankstelle hat kein Dieselöl mehr. Zum Glück gibt es eine zweite Tankstelle in diesem „Paar Tausend Seelen Dorf“ mit dem Namen Kedougou. Die Strassenverhältnisse wirken sich auch auf den Treibstoffverbrauch aus: 5 Liter mehr pro 100 km (20 Liter anstelle 15 Liter). Gut sind wir gestern bei Dunkelheit angekommen; bei Tageslicht sieht alles noch trostloser aus.
Endlich kann Sir James wieder ein richtiges Tempo fahren, d.h. afrikanisches Tempo: die Strasse ist geteert und mit zahlreichen Löchern in der Fahrbahn gespickt. Zügig geht es nach Saraya.
In Saraya beginnt der Feldweg - hier Piste genannt -, welcher nach Mali führt. Aus den Wegbeschreibungen, die wir gelesen haben, haben wir uns das Ganze viel schlimmer vorgestellt. Dies kann natürlich an der Jahreszeit liegen. In der Regenzeit ist es sicher sehr sumpfig. Zur Zeit ist es jedoch sehr trocken. Die tiefen Fahrrinnen, welche aus der Regenzeit stammen, überwindet Sir James mit Eleganz. Dazwischen hat es ab und zu ein Tobel, welches überwunden werden muss. Langsam aber sicher erreichen wir die Grenze Senegals und treffen in Mussala tatsächlich auf einen Grenzposten, der besetzt ist (Nord 12° 55' 58,2“ und West 11° 22' 46,9“). Der Postenchef erledigt zügig seine Arbeit, nachdem er den Zettel mit den letzten Eintragungen gefunden hat. Ohne Zahlung, ohne “Cadeau“ verabschieden wir uns von ihm. Er wünscht uns noch eine gute Reise: „tout droit, c'est la seule route“.

Wir besteigen unseren Sir James und fahren weiter. Etwa 500 Meter. Dann kommt er: der Falémé. Aus ca. 50 Meter Distanz sehen wir ca. 10 Meter weiter unten, wie einige Leute baden und am Flussrand ihre Wäsche waschen. Runter geht's, ins Flussbett, Sir James erhält sein erstes Bad. Es ist ein wenig unheimlich, so ins Ungewisse zu fahren. Ich sehe im Fluss keinen Boden, keinen Stein, nichts. Sir James kämpft sich wacker durch das fliessende Wasser, welches ihm an der tiefsten Stelle gerade bis zur Türschwelle reicht. Er geniesst die Unterbodenwäsche und erklimmt erfrischt auf der andern Seite die Uferböschung. Wir sind in Mali.

Weiter geht die Fahrt über Stock und Stein in Richtung Kénieba. Vor Kénieba treffen wir Punkt 17:00 auf den Malischen Grenzposten. Der Zoll stempelt kostenlos unser Carnet de Passage ab und inspiziert noch kurz unseren Sir James. Die Polizei nimmt ebenfalls kostenlos unsere Personalien auf. Leider hat er keinen Stempel dabei, so dass er keine Einträge in unsere Pässe vornehmen kann. Wenn wir ihm nach Kénieba folgen würden, so könnte er das in der Ortschaft erledigen. Wir wollen aber nach Bamako in die andere Richtung. Null Problemo meint er, auch die Polizei in Bamako könne uns die Eintragung machen. Hoffentlich geraten wir wegen den fehlenden Stempeln im Pass nicht in Schwierigkeiten.

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