Reisebericht

Tagesbericht vom 30.08.2002

Wo es Gebeine gibt, gibt es auch Gase. Ab und zu riecht es auch danach, wenn die Erde einen ... abgelassen hat. In ‚Medicine Hat' - der Stadt, die wir gestern durchquerten – sind ein grosser Teil der Strassenlampen Gaslampen, die den ganzen Tag durch brennen (das Anzünden am Abend scheint teurer zu sein). Die Gaslampen sind zum Teil noch aus alten Zeiten. Aber was heisst in Kanada schon alt? Alle historischen Orte und Dinge sind höchstens 100 bis 150 Jahre alt. Alle Gegenstände des täglichen Lebens, die in den Museen ausgestellt werden, hatte meine Grossmutter auch im Haushalt! Falls irgend jemand ein Ersatzteil für einen Oldtimer sucht, in Kanada findet er dieses Stück bestimmt.

Aber zurück zum Gas: parallel zu den Strassen scheint es ein Gasnetz zu geben. Alle paar Kilometer stehen Gasförderanlagen. Entlang den Strassen treten immer wieder Pipelines an die Oberfläche. Schilder warnen vor eventuellen Gasvorkommen. Raucher führen ein gefährliches Leben in dieser Gegend.
Jetzt sind wir in Saskatchewan. Die westlichen Gegenden von Kanada haben wir endgültig verlassen. Und was gibt es in Saskatschewan? Nichts. Aber in Saskatoon soll es eine Garage geben mit dem Namen ‚Ens Toyota', dem einzigen Importeur von Toyota Dieselfahrzeugen in Kanada!. Diese Garage müsen wir heute noch erreichen, denn es ist Freitag und am Montag ist ‚Labor Day'. Die Kanadier feiern ein langes Wochenende und vor diesem Wochenende brauchen wir noch ein paar Filter (Öl, Diesel, Luft) für unseren Sir James. Nach diesem Ereignis in Saskatoon kommt eine lange Durststrecke. Sämtliche Orte in der UNESCO Liste des Welterbes liegen hinter uns. Der nächste wäre der ‚Yellowstone National Park', der jedoch wieder in den USA liegt. Die 2500 Kilometer lange Strecke (Luftlinie) quer durch Kanada an die ‚Niagara Falls' oder in die Wirtschaftszentren steht uns bevor. Hoffentlich gibt es unterwegs ein bisschen Abwechslung, denn die oft über 30 Kilometer langen, schnurgeraden Strassen (jetziger Rekord: 42.5 Kilometer) in der unendlichen Ebene sind zum Einschlafen langweilig. (Witz ganz von uns: Da sagte der Mann zur Frau „Ich geh schnell in die Stadt, um das Auto aufzutanken“. Und als er wieder nach Hause kommt, ist der Tank erneut leer.)
Wieso fährt jetzt dieser Autofahrer neben uns und deutet immer auf Sir James? Liseli sagte doch noch vor ein paar Minuten, dass es sie fast von der Strasse winde, respektive Sir James. Aber nichts von Wind, die Luft ist draussen! Der Pneu, der schon seit Tagen ca. 1 Atü pro Tag verliert, hat jetzt alles verloren . Das gibt Stimmung in die langweilige Gegend. Rasch aufpumpen, aber das nützt nichts mehr. Rasch anheben, das nützt, aber nicht lange, denn der Boden ist so weich und Sir James frisch aufgetankt so schwer. Nach dem zweiten Versuch klappt es. Der Pneu ist gewechselt. Jetzt parkt sogar ein Kanadier sein Auto und spricht uns auf Deutsch an. Er lebt hier und möchte ein ‚Adventure Tour'-Unternehmen gründen. Und das in Saskatoon, Saskatchewan!

Super in der ‚Ens Toyota Garage' kaufen wir 5 Ölfilter, einen Dieselfilter und einen Luftfilter. Leider gibt es keine Servicezeit mehr vor dem langen Wochenende. Gleich daneben in der ‚Wholesale Tire Ltd.' wird der gelochte Pneu geflickt. Sir James ist wieder auf Vordermann bezüglich dem notwendigen Material für die nächsten 30'000 Kilometer. Oder hätten wir noch mehr Ersatzteile einkaufen sollen? 17:00 vor Torschluss haben wir alles Notwendige erledigt in dieser Stadt, so dass wir uns ums Übernachten kümmern können. Das ‚Tourist Office' ist schnell gefunden und der Campground auch (Nord 52° 12' 15.2“ und West 106° 42' 17.6“). Das lange Wochenende kann kommen.
Einkaufen ist schön, aber wo bringen wir nur all die Filter für Sir James in Sir James unter? Eine kleinere Aufräumübung, nebst Waschen und Duschen steht bevor. Und siehe da, wenn die restlichen kulinarischen Vorräte aus der Schweiz ein bisschen näher zusammenrücken, haben auch Sir James Vorräte Platz. Gute Nacht.

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